Iguazu: die wohl größten und beeindruckensten Wasserfälle der Welt im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay.

Reise­bericht ­Argentinien Brasilien 2003
Iguazu

8. Februar 2003

Liebe Freunde,

habe ich Euch schon gesagt, was für eine phantastische Idee / Entscheidung es von mir war, hierher zu kommen? Leute, spart etwas Geld, kündigt Eure Jobs oder nehmt ausreichend Urlaub und dann ab nach Südamerika !!! Wer zu Argentinien Bedenken hat, hat ein absolut falsches Bild, denn auch wenn es dem Land nicht gerade blendend geht, ist alles auf hohem Standard und der Tourismus ist schon gar nicht eingeschränkt.

Wie angekündigt war ich Dienstagabend in der Touristen-Tango-Show. Ja, es war eine tolle Show, der Tango war gut, sehr exakt, artistisch, ABER meistens leider ohne die Leidenschaft und Emotion, die ich am Abend zuvor gesehen hatte. Und Tango ohne Leidenschaft ist wie Spaghetti ohne Soße. Gut, auch bei der Show war ein Paar dabei, das etliches zu bieten hatte. Kurzum, der Besuch hat sich gelohnt, aber der Tango als solcher war am Abend davor beeindruckender.

Ich musste mir für den Besuch der Show übrigens noch Unterwäsche und ein T-Shirt kaufen, denn mein Gepäck war immer noch nicht angekommen. Das hat aber dazu geführt, dass ich noch die beeindruckende Fußgängerzone kennen lernen konnte und einen weiteren wunderschönen Park gefunden habe, der an deren Ende liegt. In der Fußgängerzone habe ich dann doch noch ein Zeichen der Krise gefunden. Kennt Ihr den Big-Mac-Index? In jedem Land, das ich kenne, kostet ein Big Mac gleich viel (ungefähr 2,30 Dollar=Euro), egal ob er damit beispielsweise für einen Deutschen ganz bezahlbar ist oder für einen Guatemalteken völliger Luxus. Nun, hier kostet ein Big Mac ungefähr 1,30, sprich die Inflation hat gnadenlos zugeschlagen.

Aber mein Gepäck: Hoch und heilig hatte man mir versprochen, dass es am Mittwoch endlich käme. Um sechs (!!!) Uhr morgens klingelte man mich dann im Hotelzimmer an, um mir zu sagen, dass mein Rucksack angekommen sei. Im Hotel? Nein, am Flughafen … ich drehte mich um und wachte erst wieder auf, als der Rucksack um halb elf auch tatsächlich im Hotel war. Dann ging alles ganz schnell: Aerolineas Argentinas anrufen, Sachen packen, Taxi bestellen, um zwölf im Flughafen, um eins im Flugzeug und um drei zwei Extrarunden (eine für die Passagiere auf der linken und eine für die auf der rechten Seite) über den wohl schönsten und größten Wasserfällen der Welt gedreht. Auch wenn einige von Euch sagen, fliegen giltet nicht, habe ich mich entschlossen, doch nicht über Uruguay und Brasilien zu reisen, da dies sehr aufwendig erschien und mich die Beschreibungen der möglichen Zwischenstationen einfach nicht so gereizt haben.

Die Wasserfälle von Iguazu aus der Luft
Anflug über Iguazu – Sieht doch gar nicht so groß aus, oder?

Im Bus vom Flughafen habe ich Priti kennengelernt, eine indische Engländerin. Wir haben uns dann gleich gemeinsam ein Hotelzimmer genommen, weil es so billiger und vor allem lustiger ist. Nach dem Abendessen sind, sind wir nach Hause gegangen und plötzlich hören wir aus einer Seitenstrasse eine Samba-Trommel-Truppe. Wir sind dem angenehmen Lärm nachgegangen und waren sehr überrascht: Das was da trommelte war ein Haufen Kinder zwischen ca. sieben und zwölf, wir waren mitten in die Karnevalsproben der örtlichen Grundschule geraten. Es war einfach super: Die Kinder hatten richtig was drauf, waren voll dabei und motiviert und es hat einfach Spaß gemacht, ihnen zuzusehen. Weitere Beschreibungen sind wohl sinnlos, weil das lässt sich in Worten nicht beschreiben, aber es war eben einfach authentisch echt, Leben der Leute und Kinder hier, absolut ohne jeden Touristen-Einfluss. Gibt leider keine Fotos …

Donnerstag dann zu den Wasserfällen. Leider muss ich Euch auch hier mit Stichworten abspeisen, darf Euch vielleicht auf Google und das Suchwort Iguazu verweisen. Es war UNGLAUBLICH, ATEMBERAUBEND, MINDBLOWING … . Die Fälle sind in ihrer Art sicher einzigartig. Ähnlich beeindruckt haben mich bisher nur die Maya-Ruinen von Tikal, und das Paradies im äußersten Nordwesten von Kreta, dessen Namen ich leider vergessen habe. Außer den Fällen haben wir Vögel und Schmetterlinge gesehen (Priti hatte ein sehr gutes Fernglas dabei, was den Wert des Tages ganz erheblich gesteigert hat), sind von mildem Regen und von den Fällen ungefähr fünfmal völlig durchnässt worden und haben uns langsam wieder trocknen lassen. Wir habe uns viel Zeit gelassen, waren ungefähr neun Stunden unterwegs und haben das alles eingesogen und auf uns wirken lassen.

die Wasserfälle von Iguazu
Dann der erste Anblick – Das sind für hiesige Verhältnisse kleine Fälle. Von den größten gibt es hier leider keine Fotos, das ließ sich einfach nicht fotografieren.
die Wasserfälle von Iguazu
die Wasserfälle von Iguazu - Stege führen bis dicht an die Fälle heran.
Auf Stegen bis an den Wasserfall – ein nasses Vergnügen.

Freitag sind wir zur brasilianischen Seite von Iguazu gefahren: die Argentinier haben ganz klar die schöneren Wasserfälle, aber die Brasilianer haben den besseren Blick darauf! Nässegrad: nur einmal bis auf die Knochen nass geworden.

die Wasserfälle von Iguazu - Blick von der brasilianischen Seite
Blick von der brasilianischen Seite: Die Argentinier haben die schöneren Fälle, aber die Brasilianer haben den besseren Blick darauf.

Anschließend sind wir noch in den anschließenden Vogelpark gegangen. Leider gibt es dort einige Käfige, die jedem Einigermaßen-Tierfreund die Haare zu Berge stehen lassen, aber der Grossteil der Gehege ist so angelegt, dass es sich darin leben und fliegen lässt. Die Vögel sind sehr zutraulich und direkt um einen, durchaus beeindruckend. Das Schmetterlingshaus, weswegen wir dort hauptsächlich rein sind, war auch schön, aber leider nicht so faszinierend, wie erwartet. Kann aber an der Jahreszeit liegen, dass nicht soooo viele Schmetterlinge um uns waren.

ein Riesentukan
Der Gute saß direkt neben uns und schaute uns an. Was er sich wohl gedacht hat? Wollte er Futter? Oder freigelassen werden? Gestreichelt werden? Oder dachte er sich “Was seid ihr den für komische Vögel?”

Samstag: Zweiter Besuch in der argentinischen Seite von Iguazu. Ja, wir wollten da noch mal hin, hauptsächlich, weil wir an eine bestimmte Stelle auf einer Halbinsel wollten, an der man quasi direkt im Wasserfall steht (zumindest wird man so nass). Leider hatte es aber so sehr geregnet, dass eine Überfahrt unmöglich war, also mussten wir uns anderweitig vergnügen. Dieser Tag stand zum ersten im Zeichen der Tiere, denn wir haben unzählige Rieseneidechsen, Schmetterling und Vögel gesehen. Zum anderen stand er im Zeichen des Unwetters. Auf halben Weg über einen kilometerlangen Laufsteg zum Devils Throat, dem Kernbereich dieser Wasserfälle, wurden wir von tropischem Gewitterregen erfasst und wurden mal wieder bis auf die Knochen nass. Wir hatten den Devils Throat zwar schon beim ersten Mal gesehen, aber diesmal war er (nach den Regenfällen der letzten Tage) noch beeindruckender geworden. Noch vor drei Tagen hatte Iguazu die Schönheit der Kraft der Natur gezeigt (was mir insgesamt besser gefallen hat), heute bekamen wir die gnadenlose Gewalt der Schöpfung präsentiert. Ganz am Schluss haben wir noch eine Bootsfahrt auf einem der ruhigeren Nebenarme oberhalb der Wasserfälle gemacht, was unseren Besuch perfekt abgerundet hat.

Morgen fliegen Priti und ich zusammen nach Salta im Nordwesten Argentiniens, das bei uns beiden als nächstes Ziel geplant war, und verbringen dort noch ein paar Tage zusammen, bevor ich mich nach Bolivien begebe und sie nach Buenos Aires fliegt. Morgen also nochmals per Flugzeug, aber ich gelobe für die Zukunft Besserung und intensivere Busbenutzung.

Beste Grüsse aus Iguazu, Argentinien

Volker

Zum nächsten Reisebericht