Reisebericht Mittelamerika 2001
Mexiko, Guatemala
Von dieser Reise gibt es kaum Photos, da meine Kamera nach ein paar Tagen den Geist aufgegeben hat und alle anschließend aufgenommenen Bilder nicht belichtet wurden.
04. April 2001, Grüße aus Mexiko
Hallo an Euch alle aus Mexiko!
Ganz kurzfristig habe ich mich entschlossen, wieder nach Mittelamerika zu fliegen, und möchte Euch wieder kurze Berichte zukommen lassen. Ich würde mich freuen, von Euch zu hören.
Am Dienstagmorgen bin ich von München nach Paris geflogen und habe nach dem ersten Schokocroissant im Flugzeug festgestellt, dass auch eine Reise nach Frankreich längst überfällig ist. Damit ich es noch eine Zeitlang ohne das hervorragende Gebäck aushalte, habe ich mir am Flughafen erst einmal 4 Croissants gekauft und weggefuttert, mir ist ein bisschen schlecht geworden und ich halte es jetzt wohl ein paar Monate aus, ohne in den Nachtzug nach Paris Est zu steigen.
Air France kann ich übrigens empfehlen. Das Essen war für eine Airline hervorragend und sogar als Economyflieger hatte jeder seinen eigenen kleinen Fernseher. Leider gab es alle Filme (auch die amerikanischen) nur auf Französisch oder Spanisch, so dass ich nicht viel verstanden habe, denn für Filme reichen meine Spanischkenntnisse noch kaum. Ein zweiter Punkt war eine ziemliche Enttäuschung – ich hatte mich wie ein Schneekönig gefreut, dass man mit diesen Bildschirmen auch Backgammon spielen kann (eine große Leidenschaft von mir), aber das Programm spielte grottenschlecht und man konnte nicht mal mit Dopplerwürfel spielen. Also habe ich doch etwas Zeit für meinen Reiseführer gehabt, denn richtig schlafen konnte man natürlich nicht.
Entsprechend müde kam ich mit etwas Verspätung in Mexiko an. Erstes Abenteuer: mit einem ganzen Berg Kartoffelknödel durch den Zoll. Kartoffelknödel? Nun, meine erste Station sollte Puebla sein, wo ich bei einem Freund der Familie, Miguel oder Michael, der hier an einer deutschen Schule arbeitet, übernachtet habe. Wenn man erst mal zwanzig Jahre im Ausland ist, dann sind Kartoffelknödel eine der besten Spezialitäten, die man sich vorstellen kann, ohne ist Ostern und Weihnachten einfach nichts. Zum Glück war ich zu müde, um beim Zoll richtig nervös zu sein. Normalerweise ist es auch kein großes Problem, wenn sie einen rausziehen, dann sind die Sachen halt weg (und landen beim Zollbeamten zum Abendessen), aber ich hatte immerhin angegeben (mit Eid unterschrieben), dass ich keine Lebensmittel dabei hätte und ich bin das erste Mal in einem Land, wo der Reiseführer empfiehlt, sich bei Problemen NICHT an die Polizei zu wenden, die würden nur alles schlimmer machen.
Bueno. Alles ging klar und ich bin mit richtig gutem Service von Mexico Stadt nach Puebla im Bus gefahren (inklusive Video, kostenlosem Snack und Getränk), bin dort von Miguel abgeholt und zu seinem kleinen Haus gebracht worden. Wir haben uns noch bis eins unterhalten und unter anderem meine Reisepläne umgeschmissen. Ursprünglich wollte ich nach Guatemala fliegen, hatte aber nur den Flug nach Mexiko bekommen und wollte deshalb von dort einfach mit einem Direktbus nach Belize, dort tauchen und dann über den Dschungel nach Guatemala. Belize habe ich nun vorläufig gestoppt und möchte nun über Veracruz, Catemaco, Villahermosa und Palenque direkt nach Guatemala, damit ich auch noch was von Mexiko sehe. Danach will ich ein paar Tage im Dschungel verbringen und mich dann auf den Weg nach Antigua und den Lago Atitlán machen, aber es kann auch gut sein, dass ich meine Pläne nochmals ändere.
Heute Morgen hat mich mein Biorhythmus schon um 5:45 aufgeweckt und so habe ich zwar nicht viel geschlafen, kann diesen Tag aber gleich voll nutzen und breche nun bald nach Veracruz auf.
Liebe Grüße und bis bald!
Volker
06. April 2001, Grüße aus Villahermosa
Hallo an Euch alle!
Ganz kurz ein Statusreport. Ich mache ein kleines Mexiko-Hopping und bin bis jetzt nirgends länger als eine Nacht geblieben. Von Puebla nach Veracruz, eine hübsche Millionenstadt mit Flair. Weiter nach Catemaco, ein kleiner Ort an einem wunderbaren See. Habe mich auf eine winzige Insel rudern lassen, die ganz überwuchert ist. Toll, fantastischer Blick, leider streikt seitdem meine Kamera, hat wohl doch etwas Feuchtigkeit abgekommen. Scheiß Elektronik, eine normale Kamera würde jetzt wenigstens Bilder machen, auch auf das Risiko, dass es nichts wird. (Anmerkung: tatsächlich war der Verschluss kaputt gegangen, deshalb gibt es von dieser Reise nur Bilder aus Veracruz und Catemaco) Von dort bin ich im Morgengrauen zurück nach San Andres Tuxtla und mit dem Bus nach Villahermosa, wo ich gerade angekommen bin. Auf der Suche nach einem Hotel bin ich über dies Internetcafe gestolpert und freue mich über die Klimaanlage und ärgere mich über die laute Musik. Morgen geht es weiter in den Dschungel von Palenque, Pyramiden anschauen.
Liebe Grüße
Volker
11. April 2001, Auf dem Weg nach Guatemala
Hallo,
Internet-Cafes gibt es jetzt wirklich überall, überall gleich billig und langsam. Mexiko macht bei mir den Eindruck, deutlich reicher und auch organisierter als Guatemala und Honduras zu sein. Busfahren ist hier zum Beispiel recht komfortabel. Selbst wenn man keine Klimaanlage (2nd Class) hat, hat man doch wenigstens einen eigenen Sitzplatz mit ausreichend Raum. Bisher waren auch die Hotels viel besser, aber ich habe auch mehr bezahlt (für 10 Dollar kommt kann man schon mit gewissem Komfort, aber keiner Klimaanlage, rechnen).
Zu meiner Reise: In Villahermosa, das nicht nur hermosa (=sehr hübsch) heißt, sondern es überraschenderweise auch ist (zumindest in weiten Teilen) gibt es als Hauptattraktion einen kleinen Urwald in der Stadt, in dem man große Steinköpfe und Ähnliches bewundern kann, Überreste einer sehr alten Kultur, der Olmecs, außerdem einen hübschen kleinen Zoo. Von dort ging es dann mit dem Bus nach Palenque, wo die größte Mayastadt in Mexiko liegt. Als ich die Ruinen besucht habe, war es unglaublich heiß, also genau richtig, um steile Steintreppen in der prallen Sonne zu besteigen. Die Lage und Architektur des Komplexes ist phantastisch, die Gebäude zum Teil sehr gut erhalten, dennoch hat mich Tikal mehr fasziniert. Die dortigen Tempel sind einfach viel höher und heben sich vor allem über die Bäume hinaus, auch der Wald dort ist dichter, bietet mehr Schatten und scheint lebendiger. Kann aber natürlich sein, dass immer die Mayastätte, die man als erstes sieht, die tollste ist.
Heute bin ich um neun nach Agua Azul, einer Serie von Wasserfällen im Dschungel, in denen man baden kann. Beinahe wäre der Besuch gescheitert, denn Indiginas (also Nachkommen der Ureinwohner) hatten die Straße blockiert, um dagegen zu protestieren, dass sie noch immer nicht ans Elektrizitätsnetz angeschlossen sind. Mein Minibus ist dann umgekehrt und ich habe um zwölf noch einen Versuch unternommen. Mit erheblicher Verspätung sind wir durchgekommen, haben erst noch einen netten, aber nicht einmaligen Wasserfall besucht und sind dann in Agua Azul angekommen. Dort war es unglaublich schön, in klarem, kühlem Flusswasser zu baden. Die Strömung ist teilweise erheblich und man muss sehr aufpassen, wo man hingeht. Dann hat es noch plötzlich angefangen richtig zu schütten, sehr ungewöhnlich um diese Jahreszeit. Es war großartig, im Wasser zu liegen und gleichzeitig beregnet zu werden und endlich mal wieder zu frieren (!) mit Zähneklappern (!). Leider hat es in Palenque nicht geregnet und in meinem Hotelzimmer sind ca. 50º.
Morgen früh geht es um sechs Richtung Grenze nach Guatemala. Dort will ich nach Poptun, einen kleinen Ort mitten im Dschungel und dort eine mehrtägige Dschungeltour machen. Mal sehen, ob es klappt. Mangels Zeit ginge es dann wahrscheinlich ziemlich direkt nach Antigua (vielleicht bin ich noch rechtzeitig dort um die eine oder andere Osterprozession zu sehen, aber der Hauptteil passiert eigentlich bis spätestens Karfreitag) und dann will ich an den Lago Atitlán, wo ich meinen Schamanen treffen will.
Beste Grüße aus Palenque
Volker
15. April 2001, Otra vez en Antigua
Hallo!
Ich habe mich wie geplant am Mittwoch auf den Weg nach Guatemala gemacht. Frühmorgens sind wir mit einem VW-Bus Richtung Grenze. Das wäre eigentlich in drei Stunden zu machen gewesen, aber wir haben insgesamt noch Mal die gleiche Zeit aus seltsamen Gründen gewartet. Einzige Erleichterung war ein Wassermelonenlaster, der vorbeikam, so dass wir uns zusammen mit der Familie des Fahrers und einer Maya-Frau und ihren Kindern, die dort Schmuck verkauft haben, den Magen voll geschlagen haben. Die Grenze selbst ist an dieser Stelle ein Fluss und dort bin ich dann noch kurz ins warme Wasser, was dennoch sehr erfrischend war. Überhaupt bin ich dieser Tage überraschend oft zum Schwimmen gekommen, das Highlight in dieser Reihe folgt weiter unten. Weiter ging es dann 30 Minuten in einem Boot flussaufwärts nach Bethel, dem Grenzort in Guatemala.
Einreise in Guatemala: Jeder hatte gesagt, dass es 5 Dollar kosten würde, aber ich habe mir gedacht, dann könne ich ja wenigstens nach einer Quittung fragen.
Grenzbeamter: “Gibt es nicht”.
Ich: Gibt es immer.
Er: Ist für den Stempel
Ich: Na gut, dann werde ich eben mal in Antigua nachfragen.
Er (gibt mir mein Geld wieder): Wenn Sie es nicht glauben, können Sie ja bei der Ausreise zahlen.
Reiner Ripp-Off, das Geld (ein Vermögen für hiesige Verhältnisse) geht in die Taschen der Grenzbeamten und natürlich derer Vorgesetzten und derer Vorgesetzten ….
Leider konnte ich nur noch einen meiner Mitreisenden dazu auffordern, das Gleiche zu machen, die anderen 20 haben gezahlt.
Nächster Part: wir hatten einen Direktbus nach Flores bezahlt, aber da war nichts zu machen. Endlich wieder ein richtiger Chickenbus, uralter amerikanischer Schulbus mit entsprechendem Sitzabstand und drei Passagieren auf einer 1 Meter breiten Bank. Mir macht das ja Spaß und so langsam war es gar nicht. In Flores habe ich direkt einen Bus nach Poptun bekommen, einer kleinen Stadt mitten im Nichts, umgeben von Dschungel. Wahrscheinlich lebt die Stadt von Fincas, Acker und Viehwirtschaft. Dort bin ich ausgestiegen und mit dem Taxi zur Finca Ixobel. Diese ehemalige Farm ist jetzt rein touristisch (fast ausschließlich Backpacker), mindestens 50 gleichzeitig. Es gibt dort fantastisches Essen, ein netter Ort um eine Zeitlang auszuspannen, was ja so mein Ding nicht ist. Leider hat sich niemand gefunden für eine mehrtägige Dschungeltour, aber ich habe zwei Höhlen besucht. Am ersten Tag sind wir um 9:00 los und nach zwei Stunden an einer Höhle angekommen. Man konnte fast nichts mitnehmen, denn es war die Wahl zwischen Draußenlassen (bei höchster Diebstahlsgefahr) und Mitnehmen und Nasswerden. Dementsprechend hatte ich außer Badehose, T-Shirt, meine Wanderstiefeln und einer Taschenlampe nichts dabei, Hut und Wasserflasche habe ich vor der Höhle gelassen. Gleich von Anfang an waren wir hüfttief im Wasser, ich schätze, ca. 20 Grad, recht angenehm, aber zuweilen wurde einem richtig kalt. Es gab dann Stellen, wo man laufen konnte, an anderen musste man schwimmen. Insgesamt ging es circa einen Kilometer in den Berg. Am Schluss kamen wir an eine Stelle, wo man 4 Meter tief in einen kleinen See springen konnte. Was ich leider nicht gesehen habe, war, wie es noch durch einen Unterwassertunnel in einen riesigen See gegangen ist. Das habe ich nicht mitbekommen, da ich noch ein zweites Mal gesprungen bin und mich dann als erster auf den Rückweg gemacht habe. Die Führer hatten in gewissen Abständen Kerzen aufgestellt und es gab auch nur einen Weg. Ich hatte so die Geräusche und die Dunkelheit der Höhle (mit vielen Fledermäusen) für mich allein. Manchmal war es doch sehr unheimlich, wenn eine oder zwei Kerzen ausgegangen waren und alles vollkommen Dunkel war. Dieser Ausflug war ganz große Klasse und sehr empfehlenswert. Außerdem habe ich gelernt, dass eine anständige (und auch oft eine billige) Taschenlampe unter Wasser funktioniert, im besten Fall wasserdicht ist. Die andere Höhle am Freitag war mit tollen Tropfsteinen versehen, sehr interessant, aber auch hier gibt es keine Photos, da ja meine Kamera kaputt ist. Außerdem habe ich noch mit einem kleinen Affen geknuddelt und versucht einem Papagei, der “Hola” also “Hallo” sagen kann, “Hola, como estas?” (“Hallo, wie geht es dir?”) beizubringen. Aber da reichten wohl die Zeit, mein Talent oder das Talent des Papageis nicht aus. Außerdem hat er sich nicht richtig konzentriert, denn Papagei und Affe waren sehr eifersüchtig, wenn ich mich mit dem jeweils anderen beschäftigt habe.
Ich habe dann mit einer zweiten Finca in Poptun telefoniert, die auch Touren durch den Dschungel anbieten. Die hätten mir eine Tour ganz allein für mich gemacht, und ich habe auch eine Nacht dort übernachtet. Das ist ein reiner Familienbetrieb mit Hauptziel Umweltschutz. Die Mutter und ihre Töchter waren extrem freundlich. Leider ist dann in der Nacht von Freitag auf Samstag jemand in der Familie des Führers gestorben und wir hätten frühestens Montag starten können, was mir zu spät war. Deshalb bin ich morgens mit dem Bus nach Antigua, auf der anderen Finca kursierte das Gerücht, dass über Ostern keine Busse fahren würden, vielleicht um die Gäste am Abreisen zu hindern.
Seit gestern Abend bin ich hier, wieder “zu Hause” bei Francisca, wo ich schon letzten Herbst gewohnt habe. Gestern habe ich noch die letzte richtige Prozession gesehen. Ich habe gehört, dass auch mein Schamane bis morgen in der Stadt ist und werde ihn also vielleicht schon heute sehen.
Bis bald und beste Grüße
Volker
29. April 2001, Back from the Shaman
Hallo meine Lieben zu Hause und rund um die Welt!
Der Bericht über die letzten zwei Wochen fällt wohl etwas kürzer aus, da sich zumindest äußerlich nicht so viel getan hat. Ich bin am Montag vor zwei Wochen zusammen mit Bill (meinem Schamanen aus USA/Kanada) zum Lago Atitlán. Dort habe ich jede Menge lieber Freunde getroffen und mich mal wieder um meine Psyche gekümmert, das geht an wunderschönen Orten einfach am besten. Ich habe ein paar Mal massiert und bin auch massiert worden. Darunter hatte ich besonders die Möglichkeit den Großmeister (ca. 2 Meter) Martini zu massieren und auch von ihm bearbeitet werden. Das hat meiner Technik einen ordentlichen Schub vorwärts gegeben und hat den Nachteil, dass eine durchschnittliche Massage jetzt statt einer Stunde anderthalb bis zwei dauert. Ansonsten gab es wieder Unterricht über Spirit-Soul, Left/Right Brain, Ego, Auren, Chakren, Dämonen, Engel, Wunderheilungen und ähnliche Dinge und so hört man zu, erweitert seinen Horizont und pickt sich so raus, was man glaubt und wo man eher etwas skeptisch bleibt.
Näheres zu den letzten zwei Wochen erzähle ich dann jedem einzelnen auf Nachfrage.
Ich habe mal wieder meine Pläne etwas geändert und bin jetzt gerade in Antigua angekommen und werde jetzt zwei Tage einen Schnellkurs um Reiki Level 1 machen und bin sehr gespannt, was ich spüren werde und was passiert.
Alles Liebe und Gute
Volker
06. Mai 2001, Back in Munich
Dear Friends!
After a few relaxing and wonderful days with friends and a Reiki course in Jocotenango near Antigua I made my way back to Puebla Mexico. There I spent another two days relaxing, slowly coming back (first thoughts about all the work back at my office appeared) and finally took my flight back (Air France recommended).
Greetings and thanks to all of you who I met on my journey. And I am looking forward to seeing all those of you soon who live here in Munich and Germany.
All the best,
Volker