Spanisch-Sprachschule. Mord nebenan. Zeit an der Küste mit Meeresschildkröten und Schamanen.

Reise­bericht Guatemala 2000

11. September 2000, Estoy en Guatemala!

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin gut und sicher in Antigua angekommen. Nach einem recht langen Flug mit beinahe verpasstem Anschlussflug bin ich gestern Nacht in Guatemala Stadt gelandet und bei Regen (is ja Regenzeit hier) zu meiner Familie gebracht worden. Die Familie (Empfehlung meines lieben Bruders) scheint wirklich in Ordnung zu sein. In der Nacht hat es dann ordentlich geschüttet, aber rechtzeitig am Morgen waren die Wolken weg und jetzt ist es auch ordentlich warm und vielleicht etwas schwül. Auch meinen ersten Vormittag in der Spanischschule habe ich hinter mir und es kommt alles ganz schnell zurück und ich bin schon wieder soweit, dass ich mich konzentrieren muss, wenn ich Deutsch oder Englisch sprechen soll. Momentan plane ich zwei Wochen Schule und dann einen Trip in den Dschungel (falls nicht alles versumpft ist) und an die Küste zum Tauchen und Schnorcheln.

Ihr hört wieder von mir und über Mails würde ich mich sehr freuen!

Beste Grüße nach Europa!

Volker

meine Gastfamilie in Antigua Guatemala
Francisca, zwei Gringos und ein kleiner Teil ihrer Enkel

13. September 2000, Was einem so alles passiert …

Hallo!

Wenn einer eine Reise tut, so lernt er doch Neues kennen, oft Dinge, die er sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Gleich ein Hinweis, wenn jemand den Inhalt dieser Mail an meine Mutter weiterleite, bevor ich zurück bin, dann ziehe ich dem oder derjenigen die Ohrwascheln (las orejas) lang.

Da sitze ich gestern nach einem hervorragenden Abendessen mit meiner Gastfamilie (besser meiner Gastmutter) und Alice und einer anderen Spanischschülerin am Tisch und wir ratschen ein wenig, als es draußen viermal knallt. Alice: “Schüsse?”, aber ich hab’s nicht geglaubt, denn wir wissen ja alle aus dem Fernsehen, dass Schüsse schön laut, klar und vom Mischmeister/Sounddesigner schön durchgestylt sind. Pech, waren doch Schüsse. Mein lieber Bruder empfahl mir, doch mal in die Bar gegenüber (El Paso) zu sehen, da wären immer sehr seltsame Typen und einer davon ist jetzt hinüber, ein anderer hat nur eine Menge Blut verloren. Was passiert war, war, dass zwei Männer (alle Beteiligten waren Einheimische) die Bar betraten, einen schönen Abend und zwei Bier wünschten.

Bar "El Paso" in Antigua Guatemala
Bar “El Paso” in Antigua Guatemala

Die Bier haben sie nicht angerührt und gleich was zum Essen bestellt (die Bar ist nur ca. drei mal drei Meter groß) und der Eigentümer ist in der Küche verschwunden. Als er weg war, zog einer eine ziemlich große Pistole heraus und erschoss einen der Gäste, ein Nachbar meiner Familie, ein anderer, der den ersten schützen wollte, hat auch eine Kugel abbekommen. Die beiden sind dann abgehauen und wurden nicht mehr gesehen. Hatte wahrscheinlich was mit Drogenhandel zu tun, so wird in der Nachbarschaft gemutmaßt, also glücklicherweise etwas, was für Touristen nicht so direkt gefährlich ist, also kein Raubüberfall oder so und es ist auch der erste Erschossene in Antigua seit zwei Jahren. Wir haben jedenfalls nur die Schüsse gehört, keine Schreie, dann kam der Krankenwagen, dann die Polizei, der Angeschossene wurde blutüberströmt abtransportiert und später am Abend war es mir noch möglich einen Blick in die Bar zu werfen, wo es recht rot war. Außerdem waren noch zwei Gringos in der Bar, die uns erzählt haben, was los war. Alice hat das Ganze auf Video.

Macht Euch aber keine Sorgen um mich, Antigua ist sicher und es geht mir hervorragend. Jetzt sind noch gleich Tanzstunden in der Sprachschule.

Macht es gut und bis bald.

Beste Grüße aus Mittelamerika

Volker

17. September 2000, Wenig neues

Liebe Daheimgebliebenen und liebe Rumreisende!

So wahnsinnig viel ist hier nicht passiert, trotzdem ein kurzer Statusbericht. In der Schule bin ich jetzt wieder soweit, dass ich Neues lerne und werde wohl die nächste Woche mit dem subjunktivo verbringen, das ist der Konjunktiv ohne den gutes Spanisch nicht möglich ist. In der Familie bin ich gerade recht allein, da Alice, eine Freundin aus München, abgereist ist und die andere Studentin übers Wochenende weg ist. Ansonsten habe ich aber viel Spaß, besonders mit den DREIZEHN Enkeln unserer Gastmutter und ich futtere mich kugelrund. Gestern war ich mit Francisca auf dem Markt und habe mir angesehen, wie das mit dem Einkaufen funktioniert. Wenn ich die gleichen Sachen gekauft hätte, hätte ich wohl mindestens das Doppelte gezahlt. Wer denkt denn, dass man für 6 Mark einen Riesenkorb voller Sachen bekommt, so schwer, dass ich Mühe hatte, ihn nach Hause zu schleppen (natürlich stilecht auf dem Kopf).

Volker mit seiner Gastmutter Francisca beim Einkaufen in Antigua Guatemala
beim Einkaufen mit dem Gringo

Auch wenn ich nicht in die Bresche der lieben Julia schlagen will, einer anderen Sprachschülerin, die immer nur über Preise redet “Hanoi, mamuesst hald in Deutschland schaffe und hier lebe, da kriegt ma für neun Mark a richtigs Lukschushotel. Hörat ma des eigentlisch, das i ausch Schdudgard komm?” dann muss ich doch sagen, dass ich mir heute mal etwas gegönnt habe, wo das Preisleistungsverhältnis für unsere Verhältnisse besonders gut ist. Ich bin mit den Bus in den Nachbarort gefahren und habe mich in einer Klinik von Kopf bis Fuß eine Stunde lang massieren lassen, Kostenpunkt zwölf Mark, werde ich mir wohl noch ein- oder zweimal gönnen. Ansonsten war hier gerade Nationalfeiertag, wo die Stadt ziemlich überlaufen ist, aber nicht so sehr wie zu den Osterprozessionen.

Beste Grüße

Volker

25. September 2000, Weg aus Antigua

Vorläufig letzte Grüße aus Antigua!

Ich habe letzte Woche meinen Spanischunterricht hinter mich gebracht und bin wieder recht fit, zumindest was das Spanisch angeht, ansonsten plagt mich nämlich eine Grippe, die ich nicht richtig los werde, und wer will schon in seinem Urlaub eine Woche nur im Bett verbringen. Ich war jedenfalls am Wochenende in Monterrico einem Strand an der Pazifikküste.

Dazu hatte ich mich kurzfristig entschlossen, da eine Gruppe aus meiner Schule hingefahren ist und ich anlässlich meines Gesundheitszustands keine Mördertrips in den Dschungel unternehmen wollte. Dort ist es sonnig, das Wasser hat 28 Grad und ist sehr wellig. Außerdem kann man dort hervorragend Fisch futtern bis er einem zu den Ohren wieder rauskommt.

Bootsfahrt auf dem Weg nach Moterrico, Guatemala
mit der Fähre nach Monterrico

Gestern habe ich dort nun noch eine Gruppe von sehr seltsamen Leuten getroffen oder besser recht normale Leute um einen sehr seltsamen Mann, so eine Art Medizinmann, Schamane mit regulärer Ausbildung in Schulmedizin. Gerade für mich als Naturwissenschaftler ist das natürlich sehr seltsam, aber irgendwie war es auch sehr interessant. Deshalb habe ich mich entschlossen heute meine Sachen zu packen und nochmals für eine Woche nach Monterrico zurückzukehren, gerade da ich zum Rumreisen immer noch nicht fit genug bin. Ich erzähle Euch dann davon. Da ich noch nicht weiß, was ich anschließend mache, könnte dies unter Umständen meine letzte Mail sein, aber wahrscheinlich schaffe ich es noch, mich vor Rückkehr nochmals zu melden.

Liebe Grüße

Volker

große Meeresschildkröte am Strand von Monterrico, Guatemala
Die Schildkröten legen um diese Jahreszeit ihre Eier.

08. Oktober 2000, Zurück aus Monterrico

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin wieder heil zurück, habe zwei Wochen lang viel Seltsames gehört über Edelsteine, Auras, Chakras, Geister, Dämonen und etliche Wunderheilungen des Schamanen Bill. Nun, das kann man glauben oder nicht, als Naturwissenschaftlich bin ich da ja sehr skeptisch. Aber ich habe auch viel gelesen, eine Massagetechnik gelernt (ca. 1h, Ganzkörper, suche Opfer um nicht aus der Übung zukommen), hatte viel Spaß und interessante Gespräche mit sehr netten Menschen, leider nur wenig dieser Gespräche auf Spanisch.

Unterricht des Schamanen Bill in Montericco, Guatemala
Unterricht beim Schamanen

Komme Dienstagabend zurück, freue mich Euch bald zu sehen!

Ein letztes Mal beste Grüße aus Antigua

Volker

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