Reisebericht Bolivien / Chile 2003
Arica und Chuquicamata
In La Paz kaufte ich mir gleich das Ticket nach Chile für den nächsten Morgen. Am Abend hatte ich noch ein bisschen Stress, weil eine Tasche, die ich mir maßfertigen lassen habe, natürlich nicht fertig geschweige denn angefangen war. Es hat aber doch noch geklappt und nach schon wieder unruhigen Stunden Schlaf stand ich um fünf auf, war um sechs im Terminal und um sieben auf dem Weg nach Chile.
Der Bus fuhr durch den riesigen Parque National Lauca nach Arica, der nördlichsten Stadt Chiles und ein wichtiger Hafen für die in Chile abgebauten Erze. Die Strecke ging durch eine extrem karstige, aber darin auch schöne Landschaft. Ich hatte mir überlegt, in Putre, einem Städtchen zwischen der Grenze und Arica, auszusteigen und den Park zu besichtigen, aber erstens sind die Entfernungen wahnsinnig groß und zweitens lag auf Teilen der Strecke sogar Schnee … ein klares Nein, ich sehne mich nach etwas Wärme oder zumindest der Abwesenheit von Kälte. Das letzte Stück der Strecke ging dann durch seltsamste Sand-Gebirgs-Landschaften, den nördlichen Ausläufern der Atacama-Wüste, der trockensten Wüste der Welt.
Da es in Arica selbst nicht so wahnsinnig viel zu sehen gibt, habe ich mir gleich ein Ticket für den Nachtbus nach Calama gekauft und die verbleibenden Stunden genutzt, um eine von Eiffel konstruierte Kirche aus Stahl zu besichtigen (merkt man nicht, bis man dagegen klopft), einen kleinen Spaziergang am Meer gemacht und endlich wieder mal Ceviche gegessen.
Ceviche ist ein Gericht aus rohem Fisch, der durch das Beträufeln mit Limonensaft gegart wird, dann kommen noch Tomaten, Chili und verschiedene Gewürze dazu. Sehr lecker!!!
Habe ich übrigens schon gesagt, dass ich Lateinamerika verlassen habe? Chile ist wie auch Argentinien deutlich europäischer.
Schon beim Einsteigen in den Nachtbus war mir klar, warum die verschiedenen Unternehmen erheblich unterschiedliche Preise haben. Ich hatte glücklicherweise etwas mehr gezahlt und dafür einen Bus mit großem Sitzabstand, stark kippbarer Lehne und sogar rausklappbaren Beinpolstern bekommen, der Platz neben mir war auch noch frei … manchmal kann Glück so einfach sein.
Einzige kleine Einschränkung war, dass wir zweimal in der Nacht geweckt wurden, weil hier alle paar Meter Kontrollpunkte der Polizei sind und alles nach Drogen durchsucht wird. Am Grenzübergang von Bolivien wird das Gepäck sogar durchleuchtet, wie am Flughafen. Gleichzeitig geht es dabei natürlich darum, diverse Schädlinge und Tierseuchen zu kontrollieren.
Ein Wort zum Krieg (auch wenn CNN die Bezeichnung “strike” benutzt): Hier bekommt man nicht viel mit, auch wenn das natürlich das Thema Nummer in den Medien ist. Ich versuche die wenigen Gelegenheiten zu nutzen, CNN zu sehen und im Internet zu recherchieren, aber ich sehne mich nach ordentlichen Nachrichten. Immerhin tut es gut, von den weltweiten Protesten zu hören. Dass sich der selbsternannte Verteidiger der Freiheit in aller Offenheit über UN-Recht hinwegsetzt (die kleinen nicht-öffentlichen Interventionen, besonders in Lateinamerika, gab es ja schon immer), macht mir Sorgen. Angesichts des verfügbaren Waffenpotentials ist es wohl kaum eine Frage, wer von den beiden Kontrahenten Bush und Hussein gefährlicher ist. Und sie verweisen ja schon Stunden nach dem Beginn darauf, dass es wohl doch länger dauern wird.
Zurück zu meiner Reise. Bei Sonnenaufgang stoppte der Bus kurz vor Calama, um Kaffee auszuschenken. Sonnenaufgänge in der Wüste, wow. Vor uns sahen wir außerdem die Straße nach Chuquicamata, der weltgrößten offenen Kupfermine, dem größten von Menschen geschaffenen Loch. Die endlose Kette der Busse, die die derzeit 11.000 Arbeiter (oder besser gesagt nur ein Drittel davon, denn es wird in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet) zur Arbeit bringt, gab einen ersten Eindruck der Größe der Anlage.
Mein Besuch der Mine war der Hauptgrund, ein paar Stunden in Calama zu verbringen. Die Mine ist 4,5 mal 3 Kilometer groß und 855 Meter tief. Hier wird schon seit 80 Jahren Kupfer abgebaut und das ist ein Phänomen, da die normale Lebensdauer einer solchen Mine maximal 30 Jahre beträgt. Gemäß den aktuellen Schätzungen, wird hier noch 20 Jahre weiter gebaggert und dann geht es nochmals 20 Jahre mit geschlossenem Bergbau weiter.
Jeden Tag werden hier 60.000 Tonnen Erz abtransportiert, die Laster sind acht Meter breit, die Reifen vier Meter hoch. Einen Eindruck der Größe bekommt man erst richtig, wenn man einen winzigen Jeep neben einem der Laster fahren sieht. Die Reifen halten nur 5 bis 8 Monate und kosten zwischen 15 und 25 TAUSEND Dollar, jeder einzelne. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, die Dinger zu entsorgen, und sie werden deshalb überall auf dem Gelände als Barrieren verwendet. Auch die Laster selbst kosten um die 2.7 Millionen pro Stück. Bei den hiesigen Arbeitsbedingungen halten sie 10 bis 15 Jahre.
Jeder Laster trägt bis zu 360t und die Fahrt aus der Mine nach oben dauert drei Stunden. Die Hälfte des Abgesprengten Materials ist wertlos und wird nur abgebaut um das geologische Gleichgewicht zu halten und ein Erbeben zu vermeiden, da sich das Erz direkt an einer Erdfalte befindet. Da die beladenen Lastwagen zwei Liter Diesel pro Minute brauchen wird das Zeug möglichst nah zu künstlichen Bergen aufgeschüttet. Auch die eigentliche Stadt Chuquicamata wird demnächst zugeschüttet, der Umsiedlungsprozess ist am Laufen. Außer den Kostengründen ist dies Teil der Vorbereitungen für die Iso Zertifikation, die es nicht erlaubt, dass Menschen in der Nähe einer so großen (und trotz aller Maßnahmen nicht ganz sauberen) Industrieanlage leben.
Themawechsel, Infos für die männliche Leserschaft. Beginnend mit Schuluniformen: warum müssen die Röcke so kurz sein? Wer kann sich denn da konzentrieren! Jetzt sind ja selbst die älteren Mädels in den Uniformen ein bisschen zu jung, aber es wird ja nur immer besser: wow! Das gilt insbesondere für Argentinien und Chile … Standardtracht scheinen die knallengsten Jeans zu sein, die man sich nur vorstellen kann, und um das zu ergänzen, haben die alle einen Gang drauf … man kann hier Stunden in irgendeinem Straßencafe sitzen und einfach kucken, kucken, kucken … das ist ein bisschen, wie Tennis, Kopf nach links, nach rechts und wieder nach links …
Mädels / Frauen: Was die Männer angeht, habe ich unterschiedliche Meinungen gehört, einige Touristinnen meinten, dass auch die viel zu bieten hätten und vor allem extrem männlich seien, aber häufiger war die Meinung “nich so attraktiv” oder “zu klein”. Ihr müsst also selbst entscheiden, und wenn Euch die Männer nicht gefallen, dann bleibt die definitiv sehenswerte Landschaft.