Die Pampa von Bolivien, Tour in die Wildnis von Rurrenabarque. Affen, Delfine, Vögel, Schlangen, Schildkröten und Baby-Alligatoren.

Reise­bericht ­Bolivien 2003
Rurrenabarque und die Pampa – Teil 1

11. März 2003

Liebe Freunde,

von Riberalta aus ging meine Reise mit dem Bus quer durch eine Pampa- / Dschungellandschaft. Dschungel kann sich jeder vorstellen, Pampa gibt es zwei verschiedene, nämlich die natürliche, Regionen, wo das Land oft überschwemmt ist und es kaum höhere Vegetation gibt, und künstliche Pampa, wo Menschen den Dschungel niedergebrannt haben. Anscheinend ist das hier aber im Vergleich zur Größe der Wälder und der natürlichen Pampa recht selten. Es gibt hier übrigens eine Palmenart, die Palma Real, die einfach nicht brennt. Wenn rundum der Wald abgefackelt wird, dann bleibt die einfach unbeschadet stehen, witzig, oder? Ursprünglich kommt der Name Pampa aus Argentinien, die dortige Pampa ist aber noch mal was anderes.

Wir starteten erst einmal mit über einer Stunde Verspätung, weil ein paar Passagiere fehlten. Stellt Euch mal vor, dass der ICE München Hamburg wartet, weil Herr Martin Huber unentschuldigt zu spät kommt. Aber das macht ja auch gar nichts, denn man hat hier gar keine andere Wahl, als sich sehr schnell daran zu gewöhnen, dass viele Dinge einfach ein bisschen dauern, sich immer ein paar Beschäftigungsstrategien zurecht zu legen. Netterweise begann es just mit Beginn meiner Reise zu regnen und zwar ordentlich. Mir schwante schon Übles, da in meinem Reiseführer stand, dass diese Reise normalerweise zwischen 12 und 15 Stunden dauert, aber bei Regen auch mal bis zu sechs Tagen möglich sind, nämlich dann, wenn die Passagiere den Bus alle paar Meter aus einem Schlammloch ziehen müssen. Aber trotz Regen in den ersten Stunden sollten es dann doch nur 14 Stunden werden.

Ich verbrachte die äußerst holprige und auf uralten Sitzen nicht sehr bequeme Zeit damit, mir Gedanken über den weiteren Verlauf meiner Reise zu machen. Ich bin jetzt über der Hälfte meiner Zeit und bisher war es einfach möglich, alles zu machen, was ich nur wollte. Nun muss jeder Schritt so geplant werden, dass ich Ende März in Santiago de Chile bin. Zwei Monate sind hier unten quasi gar nichts, ich wünschte, ich hätte mehr. Ab Sonnenuntergang war es im Bus dann nicht nur unbequem, sondern auch stockdunkel und so blieb nur die Möglichkeit, Zuflucht in etwas unruhigem Schlaf zu suchen.

Nachts um eins erreichten wir Rurrenabarque und es gab natürlich erstmal kein Taxi. Gemeinsam mit einem Einheimischen machte ich mich auf den Weg zum Hotel, glücklicherweise kam dann aber doch noch ein Motorrad, denn sicher fühlt ich mich nicht gerade. Welch Wohltat, eine schöne Dusche zu nehmen und dann ins Bett zu fallen.

Am nächsten Morgen die ersten Infos von Reisebüros über die Touren, prinzipiell hat man hier die Wahl zwischen Pampa und Dschungel. Ich wollte Pampa machen, da ich den Typ Dschungel, wie es ihn hier gibt, schon zu oft gesehen habe, auch wenn ich unbedingt noch in den allergrößten Dschungel will, dort wo die Bäume alle zig Meter hoch und unten etliche Meter dick sind, wo das Leben in verschiedenen Ebenen um das verfügbare Licht kämpft. Ich weiß allerdings noch nicht so genau, wo ich das finde und werde das sicher erst in einer zukünftigen Reise finden, in Brasilien oder Venezuela vielleicht.

Jedenfalls ergab es sich, dass ich beim Frühstück sah, wie gegenüber ein Jeep beladen wurde, und eine Stunde später war ich, einen Tag früher als geplant, unterwegs.

Es ging drei Stunden mit dem Jeep wieder ein Stück der gleichen Strecke zurück, die ich am Tag zuvor mit dem Bus durchquert hatte. Schon die Fahrt war das erste Erlebnis, wir sahen einige Vögel, den Kopf eines Alligators und unsere Führer machten sich das erste Mal auf die erfolglose Suche nach einer Anakonda. Wie immer auf diesen Strecken standen am Straßenrand irgendwo im Nichts ein paar Leute, die auf Mitfahrgelegenheiten hoffen. Bei einer dieser Familien sah ich im Vorüberfahren, dass ein vielleicht zweijähriger Junge ein Tier mit langem Schwanz in der Hand hatte, das ich erst für eine Eidechse hielt. Ich sagte das unserem Fahrer, der stoppte, wir fuhren zurück und es stellte sich heraus, dass es sich um ein winziges Affenbaby handelte, der Körper vielleicht 15cm groß, der Schwanz etwa doppelt so lang. Dieses Haustier verschaffte der Familie somit eine Mitfahrgelegenheit, denn es ist sehr ungewöhnlich, das Touristentouren Anhalter mitnehmen. Wir knuddelten das Äffchen alle ein bisschen, aber so richtig wohl fühlte es sich nur auf dem Arm des kleinen Jungen, den das Tier offensichtlich völlig als Ersatzmama akzeptiert hatte. Der Junge saß neben mir und schlief bald in meinem Arm ein, so dass ich etwas kleines Schlafendes im Arm hatte, das wiederum etwas noch kleineres und ebenfalls Schlafendes im Arm hatte. Ob das Äffchen wiederum einen schlafenden Floh auf dem Arm hatte und die Kette so noch weiterging, lässt sich leider nicht sagen.

kleiner Junge mit einem winzigen Äffchen auf dem Arm
Sind die nicht süß?

Der Jeep brachte uns an einen Fluss, von wo aus es mit einem Boot wiederum drei Stunden flussaufwärts ging. Wir sahen einen rosa Süßwasserdelfin aus etwas Entfernung, aber nur ein bisschen vom Rücken, was aber genug erahnen lies, um zu sehen, was für ein großer “Fisch” das ist. Wir waren zu einer vergleichsweise ungünstigen Zeit dort, da hier gerade Hochwasser ist und es das viel schwieriger macht, viele Tiere zu beobachten. Außerdem war das Wasser sehr schmutzig, in anderen Zeiten (ab Juni, am besten September bis November) kann man sogar mit den Delfinen schwimmen. Außerdem gab es jede Menge Vögel, u. a. Störche, Kraniche, Adler, verschiedenste Affenarten, solche die brüllen, andere so zutraulich, dass sie einem Bananen aus der Hand futtern, zehn Zentimeter lange tödliche Schlangen, Wasserschildkröten und und und …

unsere kleine Gruppe in einem schmalen langen Boot auf einem Fluss in der bolivianischen Pampa
unser Boot – unsere Gruppe
ein schreiender Affe auf einem Baum
Das ist, glaube ich, ein großer Verwandter von dem süßen Äffchen oben. Eigentlich sind sie super zutraulich, haben quasi aus der Hand gefressen. Wenn aber der eine dem anderen eine Banane wegstiehlt, hört der Spaß auf.

Schließlich erreichten wir das Camp der Agentur, eine Open-Air-Küche und zwei mit Fliegengittern versiegelte Holzhütten, eine in der wir essen und schlafen konnten und eine zweite für die Führer bzw. Köche. Gemeinsam mit einer zweiten Gruppe, die einen Tag vorher gekommen war, sind wir mit dem Boot zu einem Ort gefahren, wo man über das hohe Schilfgras hinweg bis zum Horizont sehen kann und haben den Sonnenuntergang genossen. Der nächste Punkt war wieder genießen, denn wieder war ich von der Qualität des Essens absolut positiv überrascht, keinerlei Abstriche, trotz Camping-Bedingungen. Letzter Programmpunkt des Tages waren Alligatoren. Unweit von Camp lebte eine Mami mit ganz vielen Jungen und einer der Führer hat uns eines der Babys entführt, eine nicht ganz ungefährliche Sache, auch wenn die Mamas der Art nicht größer als eineinhalb Meter werden. Das Junge war ca. zwei Wochen alt, Körper und Schwanz jeweils ungefähr 15cm lang und sehr angenehm in der Hand zu halten. Angeblich genießen es auch die Alligatoren, in unserer warmen Hand zu sitzen, solange man nicht zu fest drückt. Die Nacht war heiß, sehr heiß, aber dank einem sehr gutem Moskitonetz über dem deutlich weniger guten und vor allem nicht neuen bzw. sauberen Bett wenigstens stichfrei.

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