Von San Pedro nach Antofagasta. Besuch des Besuch des Very Large Telescope VLT, dem weltgrößten optischen Teleskops in Paranal. Felsmonument La Portada.

Reisebericht ­Chile 2003
Antofagasta

Von San Pedro ging es mit dem Bus zurück nach Calama und von dort aus weiter nach Antofagasta. Zum wiederholten Male gab es eine Lektion zu lernen: “Nichts annehmen und vor allem nicht, dass jemand anderes für dich denkt!” Dort wo wir in Calama ausgestiegen waren, gab es zwei Busgesellschaften. Ich ging ins Büro von Gesellschaft A und fragte, wann ihr nächster Bus nach Antofagasta abfährt. In zehn Minuten, aber leider nicht von hier, sondern von einem anderen Terminal. Wo kann ich die Karten kaufen? Hier oder dort, kein Problem hieß es, und mit dem Taxi könnten wir es schaffen. Ich habe aus dem Verlauf dieses Gesprächs geschlossen, dass es noch Plätze gäbe … falsch, wie wir (das waren ich mit Lutz und Andreas, zwei Deutschen, die schon mit mir die Tour zur Mine mitgemacht hatten) am Busbahnhof herausfanden, ausverkauft … Also ran ans Telefon und ich stellte fest, dass es einen anderen Bus mit verbleibenden Plätzen gab. Von wo? Von Gesellschaft B natürlich, wo wir gerade noch gewesen waren, also Taxi zurück und glücklicherweise klappte dann alles und am Abend waren wir in Antofagasta, der größten Stadt im Norden Chiles mit gerade mal 200.000 Einwohnern. Wir sind noch im Markt Fisch essen gegangen und dann ins Bett gefallen.

Für den nächsten Tag hatten die beiden anderen eine Reservation für die Tour durch Paranal, dem weltgrößten optischen Teleskop (oder so ähnlich). Wer alles ganz genau wissen will, kann sich die Homepage anschauen oder gleich Infos darüber, wie man sich eine Reservierung beschafft, denn die Tour ist immer ewig ausgebucht. Ursprünglich gab es nur eine Tour am letzten Samstag des Monats, mittlerweile jeweils Samstag und Sonntag der letzten beiden Wochenenden im Monat. Aber was heißt schon ausgebucht? Einen Anruf später hatte ich die Erlaubnis mitzukommen. Wir mieteten ein Auto und fuhren ein gutes Stück zu spät los, da diverse organisatorische Kleinigkeiten noch erheblich Zeit brauchten. Zunächst ging es ein Stück über die berühmte Panamericana und dann auf eine ehemalige Teerstrasse, von deren Asphalt nicht mehr viel übrig war. Die Strecke ist nur 125 km lang, aber eigentlich braucht man zwei Stunden dafür. Dank meines absolut unverantwortlichen Fahrstils bzw. unangemessen hoher Geschwindigkeit schafften wir es aber in anderthalb Stunden und kamen rechtzeitig an. Wie oft kann man denn schon das weltgrößte Teleskop besichtigen? Dafür kann man dann ruhig was riskieren. Armer Renault Clio, braves Auto, tu es une bonne voiture.

VLT = Very Large Telescope, Paranal
VLT = Very Large Telescope, Paranal

Der Besuch war durchaus beeindruckend. Das Observatorium liegt auf ca. 2500m auf einem Berg in der Wüste, es ist absolut trocken, 350 Tage im Jahr ist der Himmel klar. Es gibt vier Spiegel mit einem Durchmesser von 8,2m, das ist das größte, was derzeit technisch machbar ist, und noch etliche kleinere Teleskope. Außerdem befindet sich das ganze quasi noch im Aufbau, es kommen noch etliche kleinere Teleskope dazu, so dass am Schluss alles zusammengeschaltet werden kann. Bisher ist das aber noch Zukunftsmusik, mehr als zwei oder drei der großen waren noch nicht gekoppelt. Man wird auf der Tour auch in eines dieser Teleskope hereingeführt, kann den Spiegel und die riesige Mechanik sehen, aber es ist unmöglich, das zu fotografieren, so einen Weitwinkel gibt es nicht, zumindest nicht in meiner Kamera.

der Spiegel des VLT, Very Large Telescope, Paranal
Very large Spiegel. Zu large für meine Kamera.

Die beeindruckenste Information habe ich aber ganz am Schluss bekommen, da es schwierig war, jemanden zu finden, der das wusste: Der vom Teleskop erfasste Bildausschnitt ist nur eine Bogensekunde groß … das ist ein 1800stel des Durchmessers des Mondes! Die Auflösung und Lichtstärke ist im Endeffekt (mit allen vieren) so gut, dass man einen Menschen auf dem Mond sehen könnte. Insgesamt dauerte die Tour drei Stunden, deutlich mehr als geplant.

Nein. Man kann nicht durchschauen. Erstens ist die Tour tagsüber und zweitens kann da gar niemand durchschauen, das einzige was da dran hängt, sind elektronische Kameras und Frequenzanalysegeräte. Auf dem Rückweg sind wir dann etwas gemütlicher gefahren und ich habe Lutz und Andreas noch zum Bus nach Santiago gebracht.

Am nächsten Morgen habe ich noch La Portada besucht, ein beeindruckend gelegenes natürliches Felstor im Meer vor Antofagasta, das Wahrzeichen der Region, und schließlich das Auto zurück gebracht. Heute Abend geht es nach La Serena, mit Bus “salon cama”, also Schlafwagen. Muss so ähnlich sein, wie erster Klasse fliegen, ich bin gespannt.

La Portada, Antofagasta, Chile
La Portada

Beste Grüße aus Antofagasta, Chile

Volker

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