Tour zur und über die Engabreen Gletscherzunge, Teil des Svartisen Gletschers.
Reisebericht Norwegen 2021 Svartisen Gletscher (Engabreen)
Wir übernachten in Glomfjord. Unsere Tour zur Gletscherzunge Engabreen haben wir über Meløy Adventure gebucht. Das Wetter ist nicht ideal (bedeckt, teilweise leichter Nieselregen) aber immer noch der beste Tag der Woche als wir in der Gegend waren. Wie sich herausstellen sollte, führte dies aber dazu, dass wir den Gletscher in einem besonders spektakulären Blau erleben durften.
Der Svartisen Gletscher selbst ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens. Engabreen bildet den tiefstgelegensten Punkt eines Gletschers auf dem europäischen Festland.
Los geht es ab Holandsvika (Meløy) mit einer kurzen Bootsfahrt. Neben uns sind vier norwegische Frauen in der Gruppe. Keine von ihnen ist eine wirkliche Wanderin / Sportlerin und dennoch sind die wirklich fit. Dazu kommt ein Führer von Meløy Adventure. Ab einer Person mehr wären es wohl zwei Führer gewesen, die die Gruppe begleitet hätten. Am Ende der Bootstour holt uns ein kleiner Bus ab und bringt uns näher an den Gletscher. Dies ist der erste Unterschied, wenn man eine Tour bucht: Ohne diesen Bus muss man ca. drei Kilometer zusätzlich laufen jeweils auf Hinweg und Rückweg. Der Aufstieg ist relativ steil. Insgesamt (inklusive der Tour auf dem Eis) legen wir von der Stelle, wo uns der Bus abgesetzt hat, 7,5 Kilometer zurück bei 420 Höhenmetern. Je weiter unten man ist, desto glatter sind die Felsen, da es hier schon länger her ist, dass sich der Gletscher zurückgezogen hat und Algen und Pflanzen Zeit hatten, die Oberfläche zu besiedeln. Weiter oben ist der Fels dann rauer. Schon die Strukturen, die im vom Gletscher glatt geschliffenen Fels zu sehen sind, sind sowohl schön als auch interessant. Dies ist eine sogenannte Gletschermühle, bei der Schmelzwasser mit der Hilfe von Geröll ein Loch in den Felsen gebohrt hat. Ohne Führer bzw. ohne eigene Ausrüstung und Gletschererfahrung kommt man nicht viel weiter als bis zu diesem Punkt. Auf ungefähr halben Weg zur Gletscherzunge werden wir mit Klettergurten, Eispickeln, Steigeisen und Helmen ausgerüstet. Ein kurzes Stück weiter müssen wir dann zunächst die Helme aufziehen, weil es so steil wird, dass die Gefahr droht, dass jemand aus der Gruppe Steine los tritt, die dann die Nachfolgenden von uns treffen könnten. Neben guten Schuhen und der Temperatur angemessener Kleidung mussten wir übrigens “dünne Handschuhe” mitnehmen. Dünn deshalb, weil man auch mit Handschuhen genügend Gespür haben soll, um die Karabiner bedienen zu können, mit denen man gesichert wird. Ganz ideal war ich hier nicht ausgerüstet, denn meine Handschuhe wurden im Nieselregen durchnässt und meine Finger reichlich kalt. An dieser Stelle legen wir die Klettergurte und Steigeisen an und betreten den eigentlichen Gletscher. Auf dem Gletscher laufen wir am Seil. Unser Führer ist ganz vorne, ich bin ganz hinten. Hätte der Führer zur Sicherung eine Eisschraube gesetzt (das ist ein Haken, den man recht einfach im Eis verankern kann), dann hätte sich jeder in der Mitte der Gruppe ähnlich wie bei einem Klettersteig an dieser Stelle umhängen müssen und ich als letzter hätte die Schraube aus dem Eis drehen und einsammeln müssen. Die Zeit auf dem Eis selbst ist letztlich nicht sehr lang. Unser Führer entscheidet nach relativ kurzer Wanderung, dass wir Brotzeit machen und dann umkehren. Ich bin ein bisschen enttäuscht, hätte mir mehr Zeit auf dem Gletscher gewünscht, vielleicht die Möglichkeit, in eine Höhle zu gehen oder sich in eine Gletscherspalte abzuseilen. Andererseits ist die Witterung wirklich nicht ideal und zumindest meine Hände waren reichlich kalt. Letztlich war es so okay und vermutlich auch besser.
Hier Einblick in eine Gletscherspalte. Diese bilden sich insbesondere dort, wo das Eis über Unebenheiten im Fels fließt und dann auf der Oberfläche aufbricht wie ein Brot, das man durchbiegt. Tückisch wird dies vor allem, wenn die Öffnung von einer Schneeschicht bedeckt wird. Zum Abschluss noch ein Fotoshooting. Normal ist es nicht, dass wir so viele Bilder von der Gletschertour haben. Eigentlich sollte man in der einen Hand den Eispickel halten und mit Handschuhen fotografiert es sich auch schlecht. Aber Malina würde nie von einem so schönen Ort ohne viele Fotos zurückkehren, auch wenn die Hände dabei fast abfrieren und das Handy sehr leicht verloren gehen könnte. letzter Blick zurück ins zerklüftete Eis Überlebt! Jetzt eine typisch norwegische Brotzeit mit Brotaufstrich (hier Fischpaste) aus der Tube. Meist kommt das dann zwischen zwei Scheiben Knäckebrot. Zurück geht es auf dem gleichen Weg. Wir werden vom Bus abgeholt und zum Schiff gebracht. Insgesamt dauerte die Tour ca. sieben Stunden.
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