Reisebericht Peru 2006
Cerro Azul und Rückreise
Dienstagmorgen schon wieder sehr frühes Aufstehen, um einen frühen Flug nach Lima zu bekommen, denn wir wollten den Tag noch nutzen. Leider hatte unser Flug aber über zwei Stunden Verspätung bzw. ich vermute, dass er einfach aus Mangel an Passagieren gestrichen wurde und mit dem folgenden Flug zusammengelegt wurde. Tja, das passiert halt, und ich bin mir nicht sicher, ob so was nur Lateinamerika betrifft 😉
Die Sache hatte aber letztendlich auch was Gutes. Während ich ein wenig an meinem Reisebericht weitergeschrieben habe, hat sich Ingrid in den verschiedenen Läden des Bording-Bereiches umgesehen und dabei nicht nur etwas Schmuck gekauft, sondern auch wertvolle Tipps erhalten. Wir wussten nämlich noch nicht genau, wo wir als nächstes hinwollten. Weil der Dschungelbesuch wortwörtlich ins Wasser gefallen war, blieben uns bis zu unseren Rückflügen noch vier Tage, vier Tage, in denen wir etwas ausspannen wollten, ohne früh aufstehen und ohne großes Tagesprogramm. Wir hätten diese Tage zwar sicher auch in Cusco gut herumbringen können, aber wir sehnten uns trotz unseres riesigen Glücks mit dem Wetter nach ein bisschen mehr Wärme und vor allem ich kann diese wohl gut brauchen, weil es in München immer noch um die Null Grad hat. Somit war die Zielrichtung Küste vorgegeben, gleichzeitig sollte es nicht zu weit von Lima entfernt sein, um keinen Stress auf dem Rückweg zum Flughafen zu haben. Norden oder Süden? Bei dieser Frage half uns mein Reiseführer ausnahmsweise nicht weiter, dort steht nur, was man auch sonst üblicherweise hört: Die Strände seien nicht sonderlich toll und zudem überfüllt (wir waren gerade in den letzten Tagen der Sommerferien). Der Schmuckverkäufer wusste weiter: ca. zwei Stunden südlich von Lima gäbe es einen kleinen Ort mit schönem Strand, schöner Umgebung, der vor einiger Zeit sehr in Mode gewesen sei, jetzt aber kaum noch besucht würde.
Klang gut, gehört, getan. Dienstagnachmittag waren wir in Cerro Azul (Blauer Berg) kurz vor dem Städtchen Cañete und haben uns mit etwas Luxus im besten Hotel einquartiert, das wir gefunden haben, etwas teuerer als unsere bisherigen Quartiere, aber eben ein helles großes Zimmer mit Blick aufs Meer, Swimming Pool (den wir nicht genutzt haben) und direktem Zugang zum Strand. Und ja, es war schön hier, kein Karibik-Strand mit Palmen, aber viel Sand, nicht zu viele Leute, das Meer für den Pazifik relativ ruhig, man kann hier schwimmen, wenn man möchte, und es gibt genügend Gelegenheiten für schöne Spaziergänge.
Und so haben wir unsere Zeit auch verbracht, mit Ausschlafen und gutem Essen (viel Fisch). Am Dienstagabend noch ein wunderbarer Sonnenuntergang auf einem nahe gelegenen Felsen. Am Mittwoch ein langer Spaziergang Richtung Norden, immer am Sandstrand entlang, bis uns der Weg irgendwann von Felsen versperrt wurde, wo wir aber Gelegenheit hatten, Einsamkeit zu genießen und Krebse zu beobachten. Donnerstag ein Spaziergang in die andere Richtung, an einem Leuchtturm vorbei, hinter dem der Pazifik so wild wird, wie ich ihn kenne (Baden lebensgefährlich), trotzdem noch sehr schön, kein Sand mehr sondern Steine.
Am Freitag eigentlich fast gar nichts gemacht (Strand, Essen, Schwimmen, Sonnenuntergang) und Ingrid hat mich im Sand eingegraben und mir ein Grab errichtet. Das nenne ich mal einen rituellen Abschied 😉
Bleibende Eindrücke:
- In der Nähe von Lima gibt es schöne Strände! Je weiter weg von Lima, desto weniger bevölkert sind sie allerdings.
- Meeresvögel beim Fischen, ganze Schwärme, die sich im Sturzflug ins Meer stürzen, so dass dieses aussieht, als würde es kochen.
- Meeresvögel beim abendlichen Schweben in den Aufwinden, nur aus Spaß am Fliegen.
- Der Tod: Wie nie zuvor am Meer, habe ich den Tod mitbekommen. Klar, wenn Vögel fischen, sterben Fische, aber wer hat schon Mitleid mit Fischen (vgl. auch den Kinder-Kinofilm “Der kleine Eisbär “, wo sich die Robben mit den Eisbären einigen, dass die Robben den Eisbären Fische fangen und dafür nicht selbst gefressen werden.)? Man neigt ja in schöner Umgebung dazu, die Natur zu idealisieren, alles als harmonisch zu interpretieren, wo es doch (neben der Fortpflanzung) fast nur um Fressen und Gefressen werden geht. Wir haben also nicht nur einige tote Vögel am Strand gesehen, sonder als wir am Mittwoch auf den Felsen saßen und die Krebse beobachtet haben, lag zwischen den Steinen ein großer Seevogel, der sich wohl mit letzter Kraft hierher gerettet hatte. Als die Flut kam, hat sie ihn aus den Felsen geholt und er hatte nicht mehr die Kraft, den Kopf über Wasser zu halten. Am Donnerstag am wilden Steinstrand haben wir einen Pelikan mit gebrochenem Flügel getroffen, der also aller Wahrscheinlichkeit zum Verhungern verurteilt ist. Ganz nahe bei ihm war ein anderer Pelikan. Leben diese Tiere in lebenslangen Partnerschaften? Ich glaube nicht. Und selbst wenn, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Tier das andere in einem solchen Fall mit Nahrung versorgen würde. Pelikane haben übrigens sehr wenig Scheu vor dem Menschen, lassen einen sehr nahe herankommen. Tolle Vögel.
Und so ging unser Urlaub zu Ende. Noch einmal mussten wir früh aufstehen, um den Bus nach Lima zu nehmen, Taxi, Flughafen und schließlich der Rückweg getrennt, Ingrid nach Santiago und ich Richtung Europa.
Ein bisschen Aufregung gab es noch: Aerolineas Argentinas hatte meinen Flug von Madrid nach München schon vor zwei Wochen gestrichen und mich angeblich auf die Lufthansa umgebucht – aber ohne eine Bestätigung der Reservierung abzuwarten, alles war ausgebucht. So musste ich kurz befürchten, in Madrid übernachten zu müssen (keine so schlechte Option, nur Urlaub hatte ich ja keinen mehr, außerdem war ich todmüde). Dazu kam das Schneechaos in München und Frankfurt, einen Tag vorher waren fast alle Flüge storniert worden. Aber schließlich fand sich eine Verbindung über Frankfurt und ich bin müde aber zufrieden (und ohne Gepäck) in München angekommen. Könnt Ihr Euch das vorstellen, vom Strand in eine Stadt, in der es soviel geschneit hat, wie seit vielleicht fünfzig Jahren nicht mehr? Der Anblick war herrlich, aber ich muss mich warm anziehen 😉
Hoffentlich haben Euch meine Berichte Peru ein wenig näher bringen können, vielleicht habe ich Euch Lust gemacht, bald einmal selbst den Rucksack zu packen (meiner ist übrigens vier Tage nach mir angekommen).
Beste Grüße aus München
Volker