Reisebericht Peru 2006
Machu Picchu
Am Abend dann der Zug nach Machu Picchu, leider in Dunkelheit, so dass wir vom Weg nichts gesehen haben. Die Endstation Aguas Calientes ist ein reines Touristennest, das seine Existenz ausschließlich Machu Picchu verdankt. Es gibt quasi nichts außer Hotels, Restaurants und Souvenirläden. Wir sind gleich ins Bett, denn am nächsten Morgen sollte der Wecker um 5:30 klingeln, um den zweiten Bus um 6:30 nach Machu Picchu zu nehmen. Das frühe Aufstehen hat mir langsam ein bisschen zu schaffen gemacht, ich war schließlich im Urlaub!
Als der Wecker klingelte, trommelte der Regen auf das Hoteldach und wir stellten ihn auf eine Stunde später. Der Regen trommelte immer noch, aber wir sind trotzdem aufgestanden, haben gefrühstückt, unsere Tickets für Bus und Ruinen gekauft (die Ruinentickets gibt es NUR unten im Ort!) und haben den nächsten Bus ganz knapp verpasst. Man soll nicht glauben, dass der 7:30 Bus um 7:30 fährt! Diese Zeiten sind hier wohl eher nur für den Fahrplan, die Busse fahren, wenn sie voll sind oder zumindest einigermaßen voll sind und lang genug gewartet haben. Aber das Warten im Bus machte nichts, denn als wir 700 Meter weiter oben bei den Ruinen ankamen, regnete es auch hier, wir waren völlig in Wolken.
Es blieb uns nichts, als weiter zuwarten, was leider etwas unbequem war, denn für normale Touristen gibt es nur einen windigen Unterschlupf, der nur teils vor Regen schützt, und das Luxus-Hotel lässt seine Restaurants morgens lieber leer stehen, als dem einfachen Volk einen Kaffee zu verkaufen. Einen Regenschirm wollten sie uns auch nicht leihen. Immerhin haben sie Ingrid und mich auf den Treppen des Eingangs warten lassen, wo es windgeschützt und trocken war. Aber habe ich nicht gesagt, dass wir auf der ganzen Reise riesiges Glück mit dem Wetter hatten? Tatsächlich besserte sich die das Wetter nach zwei Stunden, der Nebel verzog sich, wir konnten uns alles (fast) ganz trocken ansehen und für geraume Zeit hatten wir wunderbare Sonne. Wir haben den Besuch in den Ruinen von Machu Picchu übrigens ohne Führer gemacht, nur mit “Der Bibel”, da wir beim Aufbruch nicht wussten, ob wir uns fünf Minuten später nicht wieder vor dem Regen hätten flüchten müssen. So haben wir die ganzen Geschichten verpasst, die einem die Führer noch über die eigentlichen Informationen zu den Ruinen hinaus erzählen. Dabei widersprechen sich die einzelnen Führer zwar in sehr vielen Punkten, aber unterhaltsam wäre es sicher trotzdem gewesen.
Für Machu Picchu gilt wieder das oben gesagte: Beschreibungen würden keinen Sinn machen, sie sind sehr beeindruckend, wartet auf die Fotos. Die Lage und die Landschaft sind spektakulär. Im Folgenden also ein paar Bemerkungen und Tipps, falls es Euch einmal an diesen Ort verschlägt:
Übernachtet in Aguas Calientes, denn Ihr solltet möglichst früh an den Ruinen sein (der Park öffnet um 6:00). Selbst jetzt in der absoluten Nebenzeit waren mittags sehr viele Touristen in den Ruinen unterwegs. Macht dann als erstes den Weg durch die Hauptruinen, dort wird es später am vollsten sein. Für diesen Teil gibt es auch Führer, die am Eingang ihre Dienste anbieten. Für uns hat das frühe Besichtigen wegen der Regen-Verzögerung leider nicht ganz geklappt, kurz nach unserem Aufbruch sind die Busse der Tagestouristen angekommen, die nicht in Aguas Calientes übernachten. Schaut Euch anschließend die abgelegeneren Orte wie die Inka-Brücke (haben wir nicht geschafft) oder das Sonnentor (sehr schöner Ausblick auf die Ruinen, wir sind nicht bis ganz dorthin gegangen) an. Falls Ihr Zeit, Lust und Geld habt, dann bleibt einen zweiten Tag, nehmt Euch mehr Zeit, die Ruinen zu genießen, wandert eventuell auf Wayna Picchu, das ist der hohe Berg, der im Hintergrund der Ruinen immer zu sehen ist. Dort gibt es außer dem Ausblick noch weitere Ruinen und wohl auch Höhlen zu erkunden (dieser Weg ist im Februar wegen Aufräum- und Wiederherstellungsarbeiten geschlossen, genau wie der Inka Trail selbst).
Nett war noch eine Sache zum Abschluss: Oben in Machu Picchu stehen ein paar einheimische Jungs in Inka-Verkleidung und schreien wild, wenn der Bus vorbeifährt. Dann rennt einer von ihnen den Pfad hinunter, den man anstelle des Busses hoch- bzw. runterwandern kann. Jedes mal, wenn er den Weg des Busses kreuzt, bleibt der kleine Inka stehen, wartet auf den Bus und schreit und winkt, dann läuft er weiter. Ganz unten kommt er dann in den Bus, um sich ein Trinkgeld von den Touristen zu holen. Diese Idee ist so bescheuert, dass ich mir sicher bin, dass auch ich früher einen Heidenspaß dran gehabt hätte.
Bei der Gelegenheit: Ich glaube, dass ich noch nicht gesagt habe, dass das Wort Inka meist falsch verwendet wird. Inkas waren immer nur die Herrscher, streng genommen sogar nur eine einzige Familie, die Nachfahren des Pachacuteq, der um 1438 erst Herrscher von Cusco wurde und dann mit seinen Nachkommen ein großes Reich aufgebaut hat. Es gibt natürlich noch Legenden, in denen die Inkas, also die Herrscherfamilie, von den Göttern geschaffen wurden und am Titikakasee das Licht der Welt erblickten. Insgesamt kennt man die tatsächlichen Ursprünge nicht genau, wie so vieles über die Inkas, denn die Inkas hatten keine Schrift um ihre Geschichte zu hinterlassen und die Konquistadoren interessierten sich für kaum mehr als für Gold und Silber. Die eigentlichen Bewohner des Reiches waren die Quechua, wie die Indiginas dieser Region auch heute noch heißen bzw. die vielen anderen Stämme und Völker, die Teil des Inka-Imperiums wurden. Der allgemeinen Linie folgend, und um nicht alles komplizierter zu machen als nötig, spreche aber auch in meinen Berichten von den Inkas, wenn es um die Taten und Errungenschaften unter der Herrschaft der Inkas geht.