Reisebericht Peru 2006
Colca Canyon – Teil 1
Was die Landschaft angeht, kann ich nicht viel mehr sagen als “spektakulär”. Auf meiner Homepage werde ich Bilder davon einfügen und Euch dann informieren. Wer Natur, Berge und Wanderungen mag, kann hier wohl Wochen verbringen. Was das Mittagessen angeht: Der übliche Versuch, einen in einem Touristenlokal unterzubringen, wo das Essen das Fünffache der normalen Preise kostet, während es um die Ecke bei den Einheimischen mindestens genauso gut schmeckt. Bei den Preisen muss man allerdings schon fast ein schlechtes Gewissen zu haben, denn man bekommt oft für unter einem Dollar ein Menü mit Suppe, Hauptgericht (z.B. Alpaka-Steak, siehe unten, mit Reis und Pommes) und noch ein Getränk (z.B. Coca-Tee), manchmal sogar einen einfachen Nachtisch. Sehr einfaches Essen, aber immer sehr lecker. Die Wanderung: Zwei Stunden durch die oben bereits (nicht) beschriebene Landschaft inklusive der Besichtigung von Pre-Inka-Graebern, kleinen Höhlen in der Felswand, deren Boden mit (menschlichen!) Knochen und Schädeln bedeckt sind. Die Thermalen Quellen: Was soll man sagen? Müde Beine von der Wanderung, heißes, schwefelhaltiges Wasser im Freiluft-Pool, darüber Sternenhimmel …

Apropos Sternenhimmel: Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter. Hier im Hochland ist eigentlich Regenzeit, andere Reisende haben uns berichtet, dass sie vor nur wenigen Tagen im Colca Canyon waren und nichts außer Wolkenhimmel gesehen haben. Wir hatten Sonne pur. Man hat uns hier mehrfach gesagt, dass der Vollmond den Wetterwechsel ausgelöst habe, was mir aber nach einer kurzen Internet-Recherche eher unwahrscheinlich erscheint.
Am nächsten Morgen wie gesagt zum Cruz del Condor. Es ging quer durchs Tal vorbei an Hängen, die schon vor den Zeiten der Inkas in Terrassenform angelegt wurden (Hinweis: Ich schreibe die ganze Zeit von “Inkas” und “Pre-Inkas”. Die Inkas selbst, sind erst recht spät in Erscheinung getreten, sie haben zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert weite Teile Südamerikas beherrscht. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Inka, hab’s aber selbst noch nicht gelesen. Da sich kein Mensch die Namen der unzähligen Vorfahren der Inkas merken kann, spricht man in Bezug auf sie meist nur von “Pre-Inkas”, was also hauptsächlich einer zeitlichen Abgrenzung entspricht.) Diese Terrassen sind nicht nur einfach ein “Flachmachen” der Hänge, um auf dem ebenen Boden besser und einfacher Ackerbau zu betreiben, sondern sie sind Teil eines ungeheuer ausgefeilten Bewässerungssystems, das das Wasser der Flüsse über die gesamte Anbaufläche verteilt. So haben wir beispielsweise einen Fels in der Nähe der Strasse gesehen, in den die Terrassenstruktur der umliegenden Berge eingemeißelt ist. Dieser Fels ist vermutlich vor den Terrassen angelegt worden, quasi ein Modell oder ein Bauplan. Das Modell soll so gut sein, dass man oben an einem bestimmten Punkt Wasser eingießen kann und dann sehen kann, wie es sich auf die verschiedenen Ebenen verteilt. Heute darf man aber nicht mehr direkt an den Felsen heran und auch die Sache mit dem Wasser kann man folglich nicht selbst ausprobieren. Später (siehe unten) hatte ich dann die Gelegenheit, mir Teile des Bewässerungssystems in Aktion anzusehen. Kennt jemand von Euch ein anderes, vor vielen Hundert oder gar über tausend Jahren angelegtes System, das immer noch in Betrieb ist? Mir ist nichts eingefallen. Erfurcht und Achtung vor dieser Meisterleistung. Außer den Terrassen gab es auf dem Weg zu den Kondoren noch weitere Gräber, diesmal von Adeligen, deren Leichen mitten in einem steilen Felshang eingemauert wurden.
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
Der Cruz del Condor ist ein Aussichtspunkt, von dem man einen guten Einblick in das tiefe Tal und die umgebenden Felsenwände hat. Obwohl derzeit ganz ausdrücklich nicht die beste Jahreszeit ist, um Kondore zu sichten, hatten wir Glück: Nach ein paar Minuten schwebte einer dieser riesigen Vögel (Spannweite bis 3,5 Meter) ein paar Mal relativ nah an uns vorbei. Ich darf mal wieder die Mitnahme eines guten Fernglases empfehlen (fast schon das Mantra meiner Reiseberichte). Natürlich zückten beim Anblick des Kondors alle ihre Kameras, aber wenn man keine Spiegelreflex-Kamera mit mindestens 300mm-Objektiv dabei hat, dann sollte man sich wohl besser darauf beschränken, diesen tollen Anblick zu genießen. Auch Adler gab es zu sehen. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle angemerkt, dass ich auf diesem Ausflug außerdem noch einen Kolibri und auf dem Rückweg zwei Störche gesehen habe.

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