Fasching in Cusco. Eine schlechte Stadtführung. Rafting auf dem Urubamba.

Reise­bericht ­Peru 2006
Cusco und Rafting

Am nächsten Morgen mussten wir schon wieder ganz früh aufstehen, denn der einzige Morgenzug verlässt Aguas Calientes um 5:45 Uhr. Von Ollantaytambo haben wir uns wieder ein Colectivo genommen, diesmal aber die Luxus-Variante mit nur vier Passagieren, so waren wir nach nur einer Stunde wieder in Cusco.

Am Nachmittag haben wir etwas gemacht, was ich die ganze Zeit tun wollte: die City-Tour von Cusco. Wohl mit Abstand die schlechteste Tour, die wir gemacht haben. Die Führerin konnte man sich schenken. Sie hat viel erzählt, aber vieles war fragwürdig bis falsch, die wirklich wichtigen Informationen zu den jeweiligen Ruinen, hat sie nicht einmal erwähnt. Wie gut, dass ich “Die Bibel” dabei hatte. Die City-Tour beginnt um zwei Uhr und geht über vier Stunden. Besichtigt werden das Kloster Santa Domingo, indem sich die bereits erwähnten Ruinen Qoricancha befinden, und die Kathedrale (beides hatten wir schon gesehen) sowie vier weitere Ruinen. Das ist viel zu wenig Zeit für diese Orte, bei den letzten Ruinen wird es bereits zu dunkel um anständige Fotos zu machen. Mir ist nicht bekannt, dass es Alternativen zu dieser Tour gibt, die früher losgehen bzw. länger dauern, um einem mehr Zeit zu geben. Ich kann also nur empfehlen, die Orte ggf. allein zu besichtigen.

Cusco - die Mauern von Sacsayhuaman
Die gewaltigen Mauern von Sacsayhuaman, auch diese riesigen Steine exakt ineinander gefügt. Sacsayhuaman ist eine gewaltige Festung oberhalb Cuscos, die nicht nur militärische sondern auch religiöse Funktionen hatte. 1536 kämpfte der Inka Manco von hier aus gegen die Spanier, die Cusco eingenommen hatten. Sie beschossen die Stadt mit Feuer und mit Pfeilen. Mittlerweile befand sich das ganze Land im Aufstand gegen die Konquistadoren. An allen Fronten verloren die Spanier gegen die Inka-Truppen. Doch schließlich gelang es ihnen Sacsayhuaman einzunehmen, wahrscheinlich nur, weil die Festung noch nicht vollständig fertig gestellt war und die Mauern noch nicht richtig geschlossen waren. Dieser Sieg soll die Wende im Krieg und den finalen Untergang des Inka-Reiches eingeleitet haben. Nach dem Untergang der Inkas wurde diese Anlage jedoch bis 1930 als Steinbruch für Neubauten in Cusco missbraucht. Dass überhaupt noch etwas übrig ist, ist ein Wunder.

Ob es jetzt eine gute Tour war oder nicht, es war quasi das einzige, was man an diesem Sonntag tun konnte. Februar ist hier Karneval, besonders wichtig sind die Sonntage und der wichtigste Tag überhaupt ist der letzte Sonntag im Februar, den wir hatten. Die Hauptaktivität an diesem Tag besteht darin, sich gegenseitig mit Wasserbomben, Wasserpistolen oder auch einfach Eimern bis auf die Knochen zu durchnässen oder sich alternativ mit Schaum aus Dosen (extra für diesen Zweck zu kaufen) voll zu sprühen, bis man im schlimmsten Fall wie eine Sahnetorte aussieht. In meinem Buch steht, dass es schlimmer kommen kann: verfaulte Früchte, Mehl oder gar Hundescheiße. Rund um den Hauptplatz, die Plaza de Armas, war das aber zum Glück nicht der Fall. Man kann dem Ganzen teilweise entkommen, indem man ernst schaut, sich nicht (!) in Regenkleidung vermummt und ganz ruhig und langsam geht. So gibt man zum Ausdruck, dass man nicht mitspielt, und wird zumindest von den Wasserwerfern meist in Ruhe gelassen, die Schaumsprüher sind weniger zurückhaltend. Ich fürchte aber, dass es eskaliert, wenn man einmal (versehentlich?) angegriffen wurde: Wer mit Schaum überdeckt oder nass ist, der wird auch leicht das Opfer von weiteren Attacken. Sogar in einer solchen Situation erwies sich mein Fernglas als hilfreich, denn es ist absolut wasserdicht, aber die anderen wissen das nicht 😉 Ich habe es mir um den Hals gehängt oder auch demonstrativ vor mich hingehalten, was mir zusätzlichen Schutz vor Wasser-Attacken geliefert hat.

Es hätte sicher auch Spaß gemacht mitzumachen, dann muss man aber richtig mitmachen. Eine Warnung an alle gut aussehenden, blonden und vielleicht sogar noch großen Mädels: kein noch so ernster Gesichtsausdruck wird Euch vor Wasser und Schaum schützen. Bleibt also weg von Cusco während der Faschingssonntage oder tragt es mit Spaß und oder Gelassenheit. Ingrid und ich waren jedenfalls im Touristenbus, den Museen und den Ruinen einigermaßen sicher, ohne uns im Hotel zu barrikadieren.

Montag, unser letzter Tag in Cusco: Wir sind zum Rafting gegangen und zwar mit Swissraft-Peru, wohl der Agentur, die die heftigsten Strecken befährt und gleichzeitig am sichersten und bestausgebildetsten ist. Der erste Teil des Flusses war Grad 4, 4 Plus, an einer Stelle sogar 5, im Februar sind die Flüsse hier mit am wildesten.

Rafting auf dem Urubamba
Rafting auf dem Urubamba

Wir waren nur drei Passagiere an Bord, dazu der Bootsführer und Agentur-Eigentümer José, der mit gewaltigen Rudern hinten unsere Paddelversuche vorne unterstützt hat, außerdem gab es ein bemanntes Rettungsfloss. Es ging schon zur Sache, aber die Führer kennen den Fluss sehr gut, haben sehr viel Erfahrung und sind auch öfter ausgestiegen, um den vor uns liegenden Abschnitt erst vom Ufer aus zu erkunden. So ist das Befahren eines Grad 4 plus vielleicht nicht so wild, wie ein Grad 3, wenn man einfach durch jede Walze durchfährt. Einmal hat uns José gezeigt, was so eine Walze an Kraft hat, und hat eine kleine am Rand angesteuert. Das war auf meiner Seite und ich bin gleich ins Boot geflogen.

Rafting auf dem Urubamba
Rafting auf dem Urubamba

Wir sind, mit einer kurzen Teepause in der Mitte, eine doppelt so lange Strecke gefahren, wie es die meisten anderen Agenturen tun, der zweite Teil war der wesentlich ruhigere und langweiligere Teil, den die meisten anderen befahren. Von einer anderen Tour, die den unteren Teil mit uns gleichzeitig befahren haben, sind dann auch gleich ein paar Mann ins Wasser gefallen, eine Kayakerin hat ebenfalls schlapp gemacht und ist von unserem Rettungsfloss aufgesammelt worden.

Es war ein spannender und guter Ausflug, aber für mich steht fest: Ich mache keine so lange Rafting Tour mehr, wenn nicht das Wasser wärmer ist, die Luft wärmer ist oder ich zumindest nicht ganz vorne sitze, wo ich das meiste eisige Wasser abbekomme (obwohl diese Position ansonsten natürlich sehr reizvoll ist). Die von der anderen Tour hatten sicher auch Spaß und deshalb bin ich so provokant zu sagen, dass eine gute Rafting Tour zwei verschiedene Sachen bedeuten kann: Entweder mit viel Erfahrung, Ruhe und Technik, aber auch viel Arbeit und Kraft, das Boot möglichst ruhig durch möglichst schwierige Gewässer zu bekommen oder einfach so nass und durchgeschüttelt zu werden wie irgendwie möglich. Was einem lieber ist, muss jeder für sich entscheiden.

Ingrid und Volker nach dem Rafting auf dem Urubamba
Uih war uns anschließend kalt, uih war das anstrengend.

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