Reisebericht Peru 2006
Colca Canyon – Teil 3
Nach dem Alpaka-Ereignis gab es ein Mittagessen mit ebenso kleinen wie leckeren, frisch gefangenen Forellen aus dem Fluss. Nett war es da in der Oase, aber mich hat es weiter gezogen. Da Ingrid vom Abstieg ziemliche Probleme mit den Knien hatte, bin ich um zwölf Uhr in drei Stunden den gegenüberliegenden Hang des Tales hoch und durch verschiedene kleine Dörfer. Nett war die Begegnung mit einer Bauernfamilie. Dem Bauer war eines seiner Maultiere weggelaufen und er bat mich, mit meinem Fernglas danach suchen zu dürfen. Er hatte offensichtlich noch nie eines benutzt, und ich habe ihm erklärt, wo man rein sehen muss etc. Die ganze Familie hat dann einige Minuten damit verbracht, die Hänge abzusuchen bzw. sich einfach nur die Umgebung anzusehen. Ein weiterer Vorteil eines Fernglases: man hat was dabei, was fast jedem Freude macht. Weitere bleibende Eindrücke dieser Wanderung: Selbstgepflückte Kaktusfeigen, extremst lecker, aber man muss wissen, wie man sie von ganz gemeinen kleinen, teils fast unsichtbaren Stacheln befreit.
Und der Weg vorbei an den uralten Bewässerungskanälen. Teils sind diese heute durch Betonrinnen und Reservoire ersetzt worden, aber die Wege des Wassers sind seit langer Zeit die gleichen. Ein tolles Erlebnis, dieses System in Aktion zu sehen, und erst recht in Zaubermaerchendschungelwaldlandschaft. Ach, da war noch die windigste Brücke meines Lebens, nicht viel mehr als zwei, nicht sehr dicke Baumstämme, die mit Zweigen überdeckt waren, sehr abenteuerlich.
Ingrid kam einige Stunden später auf einem Maultier hinterher. Übernachtet haben wir wieder in einem einfachen Bungalow in einem der Noch-ohne-Strom-Dörfer bei einer sehr netten Familie. Bleibender Eindruck: Pfannkuchenfrühstück um fünf Uhr morgens. Laut Aussage der Köchin aus Maismehl, Eiern, Tomaten und Zwiebeln. Letztere beiden Zutaten wohl nur in geringen Mengen und ganz klein geschnipselt, denn wir haben sie nicht bewusst wahrgenommen. Mit Erdbeermarmelade ein wahres Gedicht.
Nach dem Frühstück dann die Luxusvariante des Bergwanderns: Nach einem kurzen Abstieg zum Fluss und der Überquerung desselben, sind Ingrid und ich auf jeweils ein Maultier gestiegen und haben uns die 1.000 Höhenmeter nach oben tragen lassen. Erstaunlich bis peinlich: Unsere beiden Führer, einer der beiden Chefs aus dem Oasenhotel und die Tochter der Pfannkuchen-Familie, sind zu Fuß mit uns in gerade mal zweieinhalb Stunden nach oben gelaufen, welch eine Kondition. Beim Abschied vom jugendlichen Oasenhotelchef gab es dann noch etwas Streit, denn er sagte auf einmal, dass der vereinbarte Preis, nur das Maultier betreffe, und dass er (wovon nie die Rede war) noch extra bezahlt werden müsse. Nun, er ist nicht damit durchgekommen, das lässt eine Ingrid nicht mit sich machen. Nur Schade, dass das ein winziges Wermutströpfchen am Ende dieser wunderbaren Tage war.
Der Rückweg erfolgte dann im ganz normalen Bus, am Nachmittag sind wir müde aber glücklich in Arequipa angekommen.