Reisebericht Oman 2019
Wadi Bani Khalid
Unsere nächste Station war das Wadi Bani Khalid. Ein Wadi ist ein Tal oder Flusslauf, der häufig erst nach starken oder länger anhaltenden Regenfällen vorübergehend Wasser führt, im Oman sind dies häufig tief eingeschnittene Canyons. Bei einsetzendem Regen können diese eine Todesfalle sein. Regnet es nicht, dann bieten sie die Möglichkeit zu wunderbaren Wanderungen und Naturerlebnissen.
Am ersten Nachmittag besuchten wir so etwas wie ein omanisches Natur-Freibad im oberen Bereich des Wadis beim kleinen Ort Miqil.
Natürlich gibt es im Hauptbereich auch mehr (einheimische) Touristen, aber als wir da waren, war nicht viel los. Trotzdem, je näher man an den Einheimischen dran ist, desto mehr sollte man darauf achten, auch beim Baden angemessene Kleidung zu tragen.
Wir sind an den Haupt-Pools vorbei gegangen und gleich in den weniger besuchten nördlichen Teil. Das Wasser ist hier sehr angenehm warm, nicht nur wegen der allgemein hohen Lufttemperaturen sondern auch, weil der Fluss so etwas wie thermalen Quellen entspringt.
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Wanderung durch den unteren Teil des Wadi Bani Khalids vorgenommen, der laut off-road-Reiseführer dem berühmten Snake Canyon (Wadi Bimmah) das Wasser reichen kann. Letzteren haben wir leider auf dieser Reise nicht geschafft, aber erstens können wir ja nochmals in den Oman und zweitens ist Wadi Bani Kahlid ebenfalls wirklich großartig.
Tipp Nummer 1: Schaut, dass Ihr rechtzeitig los kommt. Aus irgendeinem Grund waren wir erst gegen elf Uhr am Start der Wanderung. Der Reiseführer sagte, dass die Tour für die meisten Gruppen vier bis fünf Stunden dauern würde. Aber wenn Ihr die Details genießen wollt, irgendwo richtig Pause macht, und / oder viele Fotos macht, dann kann es auch schnell deutlich länger werden. Nur weil wir in der zweiten Hälfte richtig Gas gegeben haben, haben wir es in etwas über fünf Stunden geschafft und kurz darauf ging die Sonne unter. Zu anderen Jahreszeiten hat man vielleicht etwas mehr Zeit, aber bei Dunkelheit noch im Wadi zu stecken, wäre wohl kaum empfehlenswert.
Tipp Nummer 2: Ein wasserdichter Beutel, der groß genug ist, um alles aufzunehmen, was nicht nass werden soll, ist ein Muss.
Tipp Nummer 3: Ladet Euch vorab eine Karte herunter, die auch Wanderwege enthält, z. B. maps.me. Die dort eingezeichneten Wege sind im Wadi selbst zwar nur als Orientierung zu nehmen, trotzdem ist es ein gutes Gefühl, wenn man weiß, wie viel des Weges man schon hinter sich hat. Wegweiser oder so was gibt es natürlich nicht bzw. höchstens sporadisch und höchstens im oberen Bereich der Wanderung.
Wir sind zu zweit, ohne einen Reiseführer, losgezogen. Am Anfang des Wadis waren wir zeitgleich mit einer französischen Reisegruppe unterwegs, die aber dann bei dem großen Pool (siehe unten) umgedreht sind. Neben dem Reiseführer der Gruppe gab es in diesem Bereich keine Einheimischen bzw. nur ein paar Jugendliche, die bei dem großen Pool aus abenteuerlicher Höhe ins Wasser gesprungen sind und vielleicht nur deshalb dort waren, weil leicht bekleidete Touristinnen vorbeikommen. Insofern haben wir und insbesondere Malina es bei dieser Wanderung mit den Bekleidungsgepflogenheiten nicht so streng genommen 😉
Nach einiger Zeit brechen Malina und ich wieder auf und sind ab da für die nächsten vier Stunden allein im Wadi unterwegs.
Damit war unser Abenteuer jedoch nicht zu Ende. Ich hatte es völlig vergeigt, dass von Sayk keine direkte Straße zurück nach Bidah führte. Ferner war ich von unseren Erfahrungen in der Hauptstadt so verwöhnt, dass man über eine App innerhalb von wenigen Minuten ein Taxi rufen kann, das einen überall hinbringt, dass ich mir keinerlei Gedanken über den Rückweg gemacht hatte. Tja, es stellte sich heraus, dass es einen Fußpfad gibt, dafür war es aber viel zu spät und wir zu müde. Oder eine 60 Kilometer lange Schleife über normale Straßen … und auch dann noch nicht einmal ein Taxi.
Wir setzten uns also erst einmal mitten im Ort hin und ich machte mir Gedanken über unsere Optionen. Und so passierte uns etwas, was ich schon in Jordanien kennengelernt hatte: Freundliche Menschen merkten sofort, dass hier Touristen an einem Ort waren, wo sie eigentlich nicht hingehörten und sprachen uns an.
Zunächst hielt ein sehr hochwertig aussehendes Auto mit drei gepflegten Männern darin, die sehr gut Englisch sprachen. Nach einem kurzen Gespräch und einigen Erklärungen unsererseits, baten sie uns, zu bleiben, wo wir waren, sie würden eine Lösung für uns organisieren.
Der zweite Mann, der mich ansprach, erkundigte sich erst bei mir, so dass es niemand sonst hören konnte, ob ich eine Möglichkeit wüsste, Meteroitenfunde außer Landes zu bringen. Exporte jeder Art, und seien es nur ganz gewöhnliche Muscheln, sind im Oman streng reglementiert. Er zeigte mir auch Fotos des Meteroiten. Ich gab zu verstehen, dass ich hier überhaupt keine Ahnung habe, und zeigte, dass ich das Thema nicht weiter vertiefen wolle. Dann sagte auch dieser Mann, dass er uns eine Fahrmöglichkeit organisieren werde. Davon, dass ich ihm sagte, dass uns schon jemand helfe, ließ er sich nicht beeindrucken. Einen Preis wollte er ebenfalls nicht nennen, wir sollten einfach geben, was wir für angemessen hielten.
Mittlerweile war bei Malina ein junger Mann aufgeschlagen, der kein Englisch sprach, aber zu verstehen gab, dass er uns fahren würde. Malina schickte ihn weiter, da wir ja auf die drei Männer vom Anfang warteten.
Dann kam ein zweiter junger Mann, der von dem Meteroiten-Finder geschickt worden war. Auch er sprach kein Englisch. Als ich ihm signalisierte, dass er bitte warten solle, wir müssten erst sehen, ob unsere ersten Helfer zurück kämen, verzog er sich und ward nicht mehr gesehen.
Und dann kamen tatsächlich unsere ersten drei Helfer zurück … und zeigten sich sehr erstaunt, dass wir noch da waren. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann, den Malina weggeschickt hatte, die von ihnen organisierte Hilfe war … Uns war das natürlich peinlich. Die Männer sprachen kurz miteinander und anschließend sagten sie uns, dass sie selbst uns – und zwar strikt ohne Bezahlung – zu unserem Auto zurückbringen würden. Die ersten dreißig Kilometer fuhren sie uns bis zur Firma von einem der drei, von dort einer ihrer Angestellten bis zu unserem Auto.
Und damit nicht genug. Sie fragten uns, wo wir denn übernachten würden. Wir sagten, wir wüssten das noch nicht. Wir würden uns was suchen oder auch zelten. Nun, was soll ich sagen, wir wurden eingeladen, bei einem der drei zu übernachten, in einem Gästehaus in seinem – man kann es nicht anders nennen – Palast aus 1001 Nacht. Natürlich haben wir etliche Male versucht, das Angebot auszuschlagen, aber vergeblich. Übrigens: zumindest in einigen arabischen Ländern ist es ein Muss, Angebote erst einmal abzulehnen. Nur wenn man wiederholt mit Nachdruck eingeladen wird, kann man sich sicher sein, dass der Gastgeber die Einladung nicht nur aus Höflichkeit ausgesprochen hat.
Anschließend gab es noch Weihrauch für uns (der ist sehr wichtig und von höchster Qualität im Oman) und wir wurden sämtlichen männlichen Mitgliedern der Großfamilie vorgestellt. Von den Frauen haben wir nichts gesehen.
Talal war noch während des gesamten weiteren Verlaufs unserer Reise und darüber hinaus mit uns in Kontakt und hat uns mit allerlei Informationen geholfen. Wir hoffen, ihn irgendwann bei uns beherbergen zu können, wenn es bei uns auch ein “klein wenig” weniger luxuriös sein wird.