Besuch der geschichtsträchtigen Schweinebucht. Perfekter Service. Strand, Birdwatching, Tauchen. Invasion der Krabben oder eher Massaker? Sozialistische Siegesfeier und Peso Pizza.

Reise­bericht Cuba 2012
Bahía de Cochinos

Unser nächstes Ziel war die Bahía de Cochinos, die berühmt-berüchtigte Schweinebucht. Für die Strecke von ca. 330 km bis nach Jagüey Grande wählten wir dann doch einen Viazul-Bus. Bei Jagüey Grande lies uns der Busfahrer an einer Autobahnausfahrt mit Tankstelle raus. Hier eine weitere Anekdote, die die Besonderheiten des Reisens in Cuba zeigt.

Wie üblich hatten wir telefonisch eine Unterkunft reserviert und zwar in Playa Larga, dem nördlichen Ende der Schweinebucht. Von der Autobahnausfahrt, wo wir den Bus verlassen hatten, waren es noch ca. 30 Kilometer bis nach Playa Larga. Der Reiseführer hatte uns vorgewarnt, dass es hier keinerlei öffentlichen Transport gäbe, und so war es unser Plan, erst einmal zu sehen, ob es ein Taxi gäbe, und wenn nicht, zu versuchen per Autostopp bis nach Playa Larga zu kommen.

Ich gehe also in die Tankstelle und frage, ob man hier ein Taxi bekommt. Die Dame, die ich angesprochen habe, antwortet mir mit der Frage: Seid ihr Gabi und Carlos? Ich war verblüfft. Carlos ist mein zweiter Vorname, den ich im Ausland oft benutze, da er viel einfacher ist als Volker. Ja, sagte ich. Sie, auf einen jungen Mann deutend: Das hier ist euer Fahrer, der euch nach Playa Larga bringt.

Der Besitzer der Unterkunft hatte, ohne dies mit uns zu besprechen, unseren Transportbedarf erkannt, sich ausgerechnet, wann wir ungefähr ankommen sollten, und einen Fahrer organisiert! Welch ein Service! Und das nachdem ich aus anderen Ländern Lateinamerikas gewohnt bin, dass man an alles, aber wirklich alles, selbst denken muss.

Gabi und Volker mit Oldtimer-Taxi bei Jagüey Grande, Cuba
Wir mit unserem Überraschungstaxi. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie erfreut, wie begeistert ich war.
Strand von Playa Larga, Cuba
Playa Larga hat einen schönen Strand mit Palmen. Ein schöner Ort, um ein wenig zu entspannen. Sonst kann man nicht viel machen.
Koralle bei Playa Larga, Cuba
Das Meer ist hier sehr flach, sehr sandig. Wenn man möchte, kann man ein bisschen Schnorcheln. Viel sieht man allerdings nicht. Das Wasser ist nicht sehr klar. Es gibt einzelne Korallen, meist in eher schlechtem Zustand, und natürlich vereinzelte Fische.

Die Landschaft um Playa Larga ist in Bezug auf ihre Nutzung durch den Menschen eher eingeschränkt. Hier befindet sich der größte Sumpf der Karibik, die Península de Zapata ist ein großer Nationalpark.

Nichtsdestotrotz wurde diese Gegend ausgesucht, um 1961 ca. 1400 von der CIA ausgebildete Exil-Cubaner abzusetzen, um von dort aus eine Gegenrevolution zu starten und Fidel Castro zu stürzen. Warum dort? Man kann natürlich argumentieren, dass man mitten in einem Sumpf nicht so leicht angreifbar ist. Angreifen kann man von dort aus aber auch nicht so wirklich. Letztlich ging es wohl nur darum, sich dort zu verschanzen, aus Florida eine “Exil-Regierung” einzufliegen, dann einen Hilferuf abzusetzen, auf den dann die USA mit ihrer gesamten militärischen Übermacht reagiert hätten. Aber soweit kam es nicht, denn innerhalb von drei Tagen waren die Invasoren besiegt.

Gran Parque Natural Montemar, Península de Zapata, Cuba
Fahrt in den Nationalpark Gran Parque Natural Montemar im offenen Oldtimer. Leider waren wir wohl etwas zu spät dran, um zehntausende Flamingos zu sehen, die hier den Winter verbringen. Auch Alligatoren, die es hier viel gibt, haben wir nicht gesehen.
Krebse auf der Straße zwischen Playa Grande und Playa Girón, Cuba
Auf der Straße zwischen Playa Grande und Playa Girón erleben wir ein Schauspiel, wie ich es nur einmal in meinem Leben erlebt habe. Zehntausende Krebse überqueren die Straße auf dem Weg zwischen ihrem regulären Lebensraum in den sumpfigen Wäldern und ihren Laichplätzen im Meer.
Den Fahrzeugen bleibt, wenn sie die Straße weiter benutzen wollen, nichts anderes übrig, als über die Tiere hinweg zu fahren. Achtet auf den Moment, in dem der Bus vorbei fährt. An den Autofahrern können sich die Krebse nur dahingehend rächen, dass gelegentlich ein Reifen die scharfen Kanten der Krebsschalen nicht überlebt.

Zwischen Playa Grande und Playa Girón befindet sich eine Möglichkeit zum Tauchen und Schnorcheln. Hinter dem Strand befindet sich hier ein “Wasserloch” und eine Höhle, in der sich Salz- und Süßwasser vermischen.

Gabi und Volker beim Tauchen in Cuba
Für Gabi ergab sich hier die Möglichkeit, mit mir an meinem Oktopus (das ist der zweite, eigentlich für Notfälle gedachte Atemapparat) zu tauchen, also fast so frei zu sein, wie beim Schnorcheln. Und nachdem ihr dieser Ausflug gezeigt hat, wie es sich anfühlt, unter Wasser zu atmen, ist sie anschließend mit Tauchlehrer und eigener Ausrüstung das erste Mal allein Tauchen gegangen.
Pfeil-Gespensterkrabbe / Karibische Spinnenkrabe, Cuba
Sehr viel gab es hier nicht zu sehen, die Korallen sind recht mitgenommen. Aber ein paar bunte Fische und auch andere Tiere (im Bild eine Pfeil-Gespensterkrabbe / Karibische Spinnenkrabe) gab es doch.

Unsere nächste Station war Playa Girón, der Haupthandlungsort der Invasion der Schweinebucht 1961. Und wir waren genau in den Tagen dort, an denen sich die Invasion und deren Niederschlagung vor 51 Jahren ereignet hatten. Entsprechend durften wir ein großes sozialistisches Schauspiel erleben.

Bühnenprogramm 2012 zur Niederschlagung der Invasion in der Schweinebucht, Cuba
Es gab jede Menge Reden und das anwesende Publikum wusste genau, wann vom Publikum welche Antwort erwartet wurde, z. B. beim berühmten “¡Hasta la victoria … siempre!”, wobei das “siempre” aus dem Publikum kommt. Die Begeisterung des Publikums, bei dieser wohl verpflichtenden Veranstaltung, hielt sich jedoch in Grenzen.
Volker mit kleinem Alligator, Cuba
Ansonsten hatte das ganze eher Volksfest-Charakter, natürlich ohne viele teure Technik und Kommerz. Aber die Leute amüsierten sich, sei es wie ich mit Alligator, mit gebratenem Schwein am Spieß oder natürlich (großer Höhepunkt) einem Baseball-Spiel der nationalen Liga.
Peso Pizza, Cuba
Das Bild mit dem Alligator gibt mir die Gelegenheit auf die “Peso Pizza” zu verweisen: Die gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Lebensmitteln an jeder Ecke, ist lecker und selbst für Einheimische einigermaßen bezahlbar.

Und wo ich schon beim Thema Essen bin: Wir haben in den Casas Particulares in aller Regel sehr gut gegessen. Oft war das Essen einfach, aber lecker und viel mehr als wir essen konnten. In manchen Fällen war es trotz aller Engpässe in der Versorgung für die Einheimischen sogar luxuriös (z. B. Hummer in großen Portionen).

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