Mit der Fähre von Belize nach Guatemala. Fischsuppe und Karibik-Gefühl in Livingston. Flussfahrt den Rio Dulce hinauf. Baden in heißen Quellen.

Reise­bericht 2002
Von Belize nach Guatemala

10. Mai 2002

Liebe Freunde,

gleich vorneweg: mit den Walhaien ist es leider nichts geworden, die See war zu rau, so dass die Veranstalter die Touren abgesagt haben, und das will etwas heißen, denn ich weiß nicht, wie genau sie es mit der Sicherheit ihrer Kunden nehmen … Nun möchte ich mich dennoch für Glückwünsche bedanken und diejenigen, die sich angesprochen fühlen, bitten, in sich zu gehen und zu überlegen, ob sie mir fest genug die Daumen gedrückt haben, oder ob da vielleicht eine Spur Neid war und sich der eine oder andere gedacht hat “Das ist jetzt wirklich zuviel, Walhaie gönne ich dem Schweinehund nicht” 😉

Also, noch ein Tag am Strand in der Hängematte, ohne Anschubserin, selber Kokosnüsse suchen und aufmachen (der zweite Teil ist VIEL Arbeit). Man kann die Einheimischen, die einen dort am Strand ansprechen, leicht in zwei Klassen einteilen. Die einen sind weiblich, beliebigen Alters zwischen 5 und 80 und wollen einem irgendwelche handgemachten Körbe verkaufen (wofür in aller Welt brauche ich einen winzigen Korb???), die andere Klasse ist männlich, Mitte 20, und verkauft: richtig, Gras / Marihuana. Nun, mehr gab es dort nicht zu sehen. So ganz langsam wurde mir mein Urlaub etwas zu laid back und ich machte mich wieder auf die Socken bzw. Sandalen ohne Socken.

Mit dem Boot nach Mango Creek / Independence, dort in den Bus nach Punta Gorda, was soviel heißt wie fette Landspitze, ganz im Süden von Belize. Dort dann tatsächlich drei Stunden Aufenthalt und mit der Fähre durch die schon erwähnte raue See nach Livingston, Guatemala, da blieb kein Auge und auch sonst nicht viel trocken. In Guatemala mal wieder die beliebte und diesmal sehr hitzige Diskussion, mit den Leuten von der Immigration, ob man die Gebühr jetzt zahlt, obwohl es keine Quittungen gibt … nun mein Spanisch ist inzwischen gut genug, um das durchzustehen und wir einigten uns darauf, dass ich am nächsten Morgen (Montag) wiederkäme um zu bezahlen, da es Sonntags keine Quittungen gibt (weil die Banken geschlossen haben!?), wobei natürlich allen Beteiligten klar ist, dass ich am nächsten Morgen NICHT komme. So habe ich meinen Stempel und sie haben ihr Gesicht gewahrt.

Livingston ist Teil der winzigen karibischen Küste Guatemalas, quasi der einzige Ort des Landes, an dem es Schwarze gibt. Endlich wieder Spanisch reden! Eines war hier noch extremer: Da kommt dieser alte Mann mit einem Bein, er bettelt, ich gebe ihm einen Quetzal und bekomme prompt schon wieder Gras angeboten. Dort kommt man wirklich keine 10 Meter weit ohne großzügige Angebote dieser Art. Das mag dem einen oder anderen vielleicht gefallen, aber mir war es doch zu viel. Einem Bekannten ist sogar Kokain angeboten worden. So habe ich auch dort wieder einen Tag in der Hängematte verbracht (leider diesmal ganz ohne Kokosnüsse, Schwimmen war auch nicht drin, sah nicht sehr sauber aus) und mich durch diverse Restaurants gegessen. Ich sage Euch, es gibt dort eine Fischsuppe, Garifuna-Rezept (das sind die Schwarzen, die von Jamaika ans Festland kamen, als die Sklaverei abgeschafft wurde), mit Kokosnussmilch und Kochbananen, ganzem Fisch und Krebs, vielem Kleinkram … unglaublich gut, allein dafür hätte es sich gelohnt.

Also nach zwei Nächten wieder los (gemeinsam mit Sara und Brian, kanadischen Geschwistern mit der interessanten Mischung aus japanischen und schweizer Vorfahren, die seit Palencia die gleiche Reiseplanung hatten wie ich), den Rio Dulce hinauf. Erst dachte ich mir, welch ein Wucherpreis für die Fahrt, aber der Bootsführer brauste nicht einfach los, sondern führte uns zu heißen Quellen im Fluss, Lagunen, an Störchen und Pelikanen vorbei, wirklich wunderbar und Foto-intensiv. Rio Dulce, die Stadt, ist dann alles andere als sehenswert.

Pelikane auf dem Rio Dulce, Guatemala
Den Rio Dulce hinauf ging es vorbei an Pelikanen.
Hütten am Rio Dulce, Guatemala
Vorbei an Hütten, in denen die Leute leben, wie vor hunderten von Jahren.
schwimmende Zahnarztpraxis auf dem Rio Dulce, Guatemala
Und dann das: Man sieht es leider nicht richtig, aber dieses Boot ist eine modern ausgestattete Zahnarztpraxis. Das nenne ich Service, wenn der Zahnarzt Hausbesuche macht.

Wir haben auch dort zwei Nächte übernachtet und die Finca “El Paraiso” besucht. Dort gibt es einen kleinen Fluss, der sich an einer Stelle staut, so dass man schwimmen kann. So weit nichts besonderes, aber man sagt ja, alles Gute kommt von oben, und das ist in diesem Fall ein (sehr) heißer Wasserfall. Das gibt dem Becken eine sehr interessante Mischung aus kühl, warm bis sehr warm, das Ganze ist schwefelhaltig, teilweise hat es Whirlpool-Charakter, ein Tipp von meinem lieben Bruder Jörg.

heiße Wasserfälle zum Baden in der Nähe des Rio Dulce, Guatemala
heiße Wasserfälle zum Baden

Man hätte auch noch dem kalten Fluss stromaufwärts folgen können, wo dieser aus einer Höhle kommt. In diese kann man mit Taschenlampe schwimmen und kommt dann zu einem unterirdischen Wasserfall. Da ich aber schon so viele Höhlen hatte und meine Taschenlampe hin ist, haben wir das dann gelassen. Die anderen beiden waren ohnehin mit dem warmen Wasser zufrieden. Wir haben noch gemeinsam zu Abend gegessen und uns dann getrennt. Sara und Brian sind jetzt hoffentlich gut in Honduras angekommen und ich machte mich am nächsten Morgen Richtung Guatemala City / Antigua auf den Weg, von wo ich Euch jetzt schreibe.

ein Lastwagen mit zwei Stücken eines riesigen Baumstammes in Guatemala
große Bäume, mal horizontal …

Nicht um Euch diese in aller Regel reizenden Menschen mies zu machen, sondern nur um Eure Vorsicht zu schärfen: Im Bus bin ich Peter aus Stuttgart begegnet, der in einem Bus einen Guatemalteken kennengelernt hat, der mit ihm zwei Tage Coban besichtigt hat und ihm dann eines Morgens den Rucksack gestohlen hat. Das traurige an der Geschichte: im Rucksack waren gerade einmal 60 Mark in bar und kaum Wertsachen, aber alle Photos von zwei Monaten Reise, Tagebuch, Kleidung … und ihr könnt Euch vorstellen, was es bedeutet, wenn Pass und Ticket etc. weg sind.

Nun, was sind meine weiteren Pläne? Ich werde morgen mal ein paar Spanisch-Stunden nehmen, da sich einige Fragen angesammelt haben, aber dann? El Salvador für eine Woche? Ich brauche dringend Infos über den Stand, nach dem üblen Erdbeben von Januar 2001. Oder noch mal an den Lago Atitlan oder die Guatemaltekische Pazifikküste? Wahrscheinlich wird es El Salvador, mal sehen, ich werde Euch berichten. Jetzt bin ich jedenfalls erstmal wieder bei meiner lieben alten Gastfamilie, bei Francisca, untergebracht.

Alles Liebe und Gute aus Antigua, Guatemala, CA

Volker

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