Quetzaltenango, Huehuetenango. Reiki-Kurs, Rituale und Schamanentum sowie Amöben in Todos Santos. Weg nach San Ignacio, Belize.

Reise­bericht Guatemala 2002
Nord-Guatemala

25. April 2002

Meine lieben Freunde,

es ist lange her, dass Ihr von mir gehört habt. Nach meiner Ankunft in Antigua habe ich erst einmal tief Luft geholt, meine alte Gastfamilie und Sprachschule besucht und bald alte Bekannte aus der Gruppe um Bill, meinen Schamanen, getroffen. Mein Rucksack ist mit zwei Tagen Verspätung eingetroffen, aber Gott sei Dank unversehrt. Wäre mir das bei meiner ersten Mittelamerikareise passiert, hätte ich sicher Panik geschoben, aber so … ich war ja quasi zu Hause.

Am Mittwoch bin ich zusammen mit Joanne aus England in Richtung Norden aufgebrochen, einem Teil des Landes, den ich noch gar nicht kannte. Wir sind nach Xela gefahren. Ausgesprochen wird das “Schela”. Der eigentliche lange Name des Ortes ist Quetzaltenango, was so viel bedeutet, wie “Ort an dem es den Quetzal gibt”. Damit ist nicht die hiesige Währung, der Quetzal gemeint, sondern ein besonders farbenfroher und Vogel mit einem langen Schwanz, der das quasi ausgestorbene Wahrzeichen des Landes ist. Der Norden Guatemalas besteht aus Hochgebirge, Xela liegt auf ca. 2000 m, glaube ich. Wieder überrascht mich dieses Land, das tausend verschiedene Gesichter hat. Am nächsten Morgen haben wir einen Ausflug zu heißen Quellen am Fuße eines dschungelüberwucherten Vulkanes gemacht. Um dort hinzukommen kann man entweder Touristenwucherpreise zahlen oder trampen. In beiden Fällen landet man auf der Ladefläche eines Pickups, keine Frage also. Das Baden war schön, zu schön, um auf die gefährliche Kombination aus heißem Wasser und knallender Sonne zu achten, und so waren meine nächsten Tage von Kopfweh, Sonnenbrand und Müdigkeit vom Sonnenstich geprägt (JA, Mama ich weiß).

Blick von der Ladefläche eines Pick-Ups auf der Fahrt zu heißen Quellen in der Nähe von Xela, Guatemala.
Meine erste Pick-Up-Fahrt: Auf dem Weg zu den heißen Quellen.
Dschungel bei den heißen Quellen in der Nähe von Xela, Guatemala
Die Quellen selbst, von denen ich leider kein Bild habe, liegen an einem Dschungel-bewucherten Hang

Nächste Station für eine Nacht Huehuetenango oder kurz Huehue (spricht sich Wewe, keine Ahnung, was das bedeutet). Dort gab es nicht viel Interessantes, Streetfood als Abendessen, das letzte Mal Internet und am Morgen ein paar kleine Maya-Ruinen in Vollbetonguss renoviert. Dann ging es ab nach Todos Santos, einer kleinen Stadt tief in den Bergen (2500m). Hier leben nur Mayas, insbesondere die Männer tragen die traditionelle Kluft, rote Hosen mit weißen Streifen, farbenfrohe Stickhemden und einen kleinen runden Hut.

Ruinen von Huehuetenango, Guatemala
die (Beton-)Ruinen von Huehuetenango
Todos Santos, Guatemala
Blick über das idyllische Tal rund um Todos Santos
Todos Santos, Guatemala
An den Markttagen sind die Straßen voll, alle tragen die traditionelle Kleidung.

Gleich im Bus trafen wir auf Galit und David, zwei weitere Schüler von Bill, denn die Gruppe wollte sich hier wieder zusammen finden. Im Ort erwartete uns Viktor, mein Reiki-Lehrer und Maya-Schamane. Am 9. April war 8 Baj (oder so ähnlich), der Neujahrstag des rituellen Mayakalenders, der nur 260 Tage hat (so viel Tage, wie eine Frau schwanger ist, glaube ich. Mein Geburtstag ist 5 Ajmaq, das ist das nächste Mal am 31. Oktober, ich erwarte also Geschenke …). Viktor hat abends ein rituelles Opferfeuer gemacht, an dem wir teilgenommen haben. Leider waren nur Touristen da, die Mayas selbst trauen sich nicht wirklich, ihre Traditionen öffentlich zu feiern, die Repressionen der katholischen Kirche waren hart und bis vor 15 Jahren konnte man verhaftet werden, wenn man Schamanen-Utensilien dabei hatte. Uns wurde aber gesagt, dass es viele verborgene Feuer gibt. Fotos kann ich Euch hiervon leider nicht bieten, aber es war phantastisch.

Todos Santos: Die Umgebung ist unglaublich schön, wer wandern will kann hier Monate verbringen, es wird tagsüber aber recht heiß. Ich wusste nicht, wie viele Sterne man bei Neumond im Hochgebirge sehen kann, ein Erlebnis.

vier Gringos auf der Ladefläche eines Lasters bei Todos Santos, Guatemala
Auf dem Rückweg von einer Wanderung: Diesmal gleich mit einem großen Laster. Achtung: immer vorher ausmachen, was es kostet!

Wegen Amöben, die ich mir in einem Comedor eingefangen hatte, war ich zunächst zweit Tage deprimiert, dann zwei Tage todkrank. Aber als es mir wieder gut ging, stand ein Entschluss: Die Nächte in Todos Santos waren mir nach dem deutschen Winter zu kalt, ich wollte weg. Es dauerte zwei weitere Tage, bis ich Reise-fit war: Richtung Belize.

Es ging am Montag um 6 Uhr morgens los, 2 Stunden nach Huehue und dann 6 Stunden quer durch wundervollste Gebirgslandschaften. Um 15 Uhr standen wir in einem kleinen Ort, 4 Stunden von Coban entfernt, freuten uns darauf, dort in ein Hotel zu kommen (wir das waren ich und Marco, ein Italiener, den ich im Bus kennengelernt hatte) und mussten uns sagen lassen, das der nächste und einzige Bus um 3 Uhr nachts abfährt … auf dem Weg zum Busterminal begegneten wir aber einem Pickup und so standen wir Minuten später und für die nächsten vier Stunden auf einer Ladefläche, nie 100% sicher, ob wir unseren Chauffeuren trauen konnten. Alles ging gut und ich kann Euch sagen, dass man nach solch einem Reisetag gut schläft.

Landschaft zwischen Huehue und Coban, Guatemala
Weiter geht meine Reise …
Landschaft zwischen Huehue und Coban, Guatemala
… wieder durch ganz andere, faszinierende Landschaften

Am nächsten Tag weiter um 6 Uhr auf und zum Bus, der dann doch erst um acht los fährt. Acht Stunden Fahrt durch Dschungellandschaften, glücklicherweise in halbleeren Bussen, einer Sache, die hier sonst nicht vorkommt. Wer es nicht kennt: hier reist man in amerikanischen Schulbussen, Sitzreihendesign für Grundschüler und dann quetsche man drei Erwachsene auf einen Meter Bank ohne Kniefreiheit. Ich hatte mir Wärme gewünscht und das sollte ich auch bekommen! Von Flores aus mit dem letzten Bus zur Grenze und dann um acht Uhr abends nach San Igancio, Belize. Dank einer Fehleinstufung in meinem zwei Jahre alten Führer habe ich mir eine Nacht in einem richtigen Luxus gegönnt: Betten und Bäder auf europäischen Niveau, alles blitzeblank, welch eine Wohltat. Insgesamt muss man sagen, dass Belize wohl dreimal teurer ist, als Guatemala, aber auch wunderschön.

Morgen werde ich noch eine kleine Tour machen und mit dem Kajak durch Höhlen paddeln, dann bringen mich meine Pläne morgen Nachmittag nach Belize City, dann nach Caye Calker. Ich werde mir wohl auch Blue Hole gönnen, einen der unglaublichsten Tauchorte der Welt, koste es was es wolle. Dann zurück aufs Festland, in Dschungel-Naturparks, weitere Küsten- und Tauch-Paradiese und schließlich bei Livingston zurück nach Guatemala. Wie die Internet-Versorgung sein wird, weiß ich noch nicht, wir werden sehen.

Allerbeste Grüße an Euch alle

Volker

P.S.: Sichert Eure Daten, wenn Ihr am Computer arbeitet. Ich hatte zwei Stunden an dieser Mail geschrieben, als der Strom verschwand. Gott sei Dank hatte ich diese Lektion schon früher gelernt.

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